Frauen mit Behinderung sind so verschieden wie alle Menschen. Auch Frauen mit der gleichen Art von Beeinträchtigung. Massgebend für die Wahl des Berufs sollen Interessen, Fähigkeiten und Eignung sein. Teilweise sind sie es auch. Doch häufig steht die Beeinträchtigung im Vordergrund, und der Weg zum Wunschberuf ist mit vielen Hindernissen verstellt oder ganz versperrt.

In den hier gesammelten Beiträgen lassen Frauen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen andere an ihren Erfahrungen teilhaben. Sie berichten über ihre Berufswahl, die Ausbildung, die Anforderungen ihres Alltags und wie sie die Entwicklungschancen in ihrem Beruf einschätzen. 

Dabei zeigt sich: Wenn die Art der Beeinträchtigung einen bestimmten Beruf nicht von vornherein grundsätzlich ausschliesst (was selten ist, zum Beispiel aus Sicherheitsgründen), ist sehr viel möglich. Manchmal braucht es mehrere Anläufe. Neben Mut und Ausdauer ist die Bereitschaft, sich immer wieder weiterzubilden ein wichtiger Faktor auf dem Weg zum Wunschberuf.

Die  Frauen, die hier Auskunft geben, stehen gleich- oder ähnlich betroffenen Jugendlichen und Erwachsenen mit Interesse am entsprechenden Beruf gerne für einen persönlichen Austausch zur Verfügung. Dieses Angebot gilt auch für Eltern und andere Bezugspersonen.

Die Beiträge werden kontinuierlich ergänzt. Wenn auch Sie Ihre Erfahrungen teilen oder über Updates  informiert werden möchten, freuen wir uns über Ihre Kontaktnahme:
Telefon 0848 444 888 / info (at) avantidonne.ch
 


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Ich stecke mitten in der Lehre zur Zeichnerin Fachrichtung Archtitektur (ZFA). Meine hauptsächlichen Tätigkeiten sind Pläne zeichnen und Neues lernen, zum Beispiel Fertigkeiten in Computer Aided Design (CAD). Da ich all dies ausgesprochen gerne tue, bin ich mit meiner aktuellen Situation sehr zufrieden. Das einzige, was mir fehlt, ist Zeit für meine Hobby, das Hockey-Spielen.

In der Berufsschule läuft es ebenfalls gut, da kann ich 8 von 10 Zufriedenheitspunkten geben. Die Lehrpersonen und Klassenkameraden sind sehr hilfsbereit. Dass der Unterricht blockweise stattfindet, das heisst, eine oder mehrere Wochen am Stück, und nicht nur an einem Tag pro Woche, kommt mir sehr entgegen.
 
Den Unterrichtsstoff kann ich nicht immer gleich schnell wie die anderen lösen, weil ich alles am PC machen muss und meine Handfunktionen eingeschränkt sind. Mitschreiben ist für mich anstrengend, ebenso den ganzen Tag zuhören, weil auch mein Gehör beeinträchtigt ist. Ich wurde mit einer seltenen Stoffwechselkrankheit geboren (MPSIVA*). Seit einer nicht erfolgreich verlaufenen Operation an der Wirbelsäule habe ich überdies eine inkomplette Tetraplegie.  

Besondere Anforderungen und Anpassungen 
Mein Arbeits-Equipment ist nicht ganz gleich wie das der anderen. Ich habe ein MausPad am PC angeschlossen. Zusätzlich habe ich eine Gelmatte unter meinen Armen, um Druckstellen zu vermeiden. Das MausPad bediene ich mit dem Daumen. Da ich die normale Tastatur nicht nutzen kann, verwende ich die Bildschirmtastatur und seit kurzem KeyVit. Das ist eine speziell programmierte Tastatur. Mit ihr kann ich zum Beispiel Tastenkombination mit einem Klick drücken und muss nicht mehr mühsam jede einzelne Taste einzeln anwählen.

Katheterisieren kann ich in der Praxis meines Vaters einen Stock höher. Wenn ich sehr erschöpft bin und auch während der fünf Stunden dauernden Infusion, die ich einmal in der Woche machen muss, darf ich nach Absprache mit meinem Chef von zuhause aus arbeiten.
 
In der Schule habe ich einen Tablet-PC mit den gleichen Tastaturen. Längere Texte diktiere ich mit Dragon NaturalSpeaking, das das Gesagte in Text umwandelt. In der Schule habe ich zudem ein speziell angefertigtes Pult. Es ist rund ausgeschnitten, damit ich mit dem Rollstuhl besser ran kann. Zudem sitze ich in der 1. Reihe, damit ich die Lehrer besser verstehe. Trotz Hörgeräten ist das nicht immer einfach. Für die Pflege kommt die Spitex mehrmals pro Tag in die Schule. Die Infusion bekomme ich dann ebenfalls dort.
Tests schreibe ich entweder gleich nachdem die Klasse ihn geschrieben hat, oder ich machen mit dem Lehrer einen Nachholtermin ab. Prüfungs-Antworten diktiere ich den Lehrpersonen. Für die Semester- Arbeiten im Fach Visualisierung macht mir die Lehrerin Erleichterungs-Vorschläge. Ich gebe ein Ok oder mache einen Gegenvorschlag. All diese Massnahmen dienen dazu, meine behinderungsbedingten Nachteile so gut als möglich auszugleichen. 

Einstieg in die Berufswelt 
Meinen ersten Arbeitstag im Architekturbüro habe ich gut in Erinnerung. Ich bin nicht die einzige Lehrtochter im 1. Jahr, und wir beide hatten uns schon in der Berufsschule kennengelernt. Wir mochten uns, und meine Kollegin wusste beim Arbeitsbeginn auch schon, dass ich eine körperliche und keine geistige Behinderung habe. Sie behandelt mich wie jede andere Mitlehrnende auch, wie 18 und nicht wie ein Baby. Auch die anderen Angestellten machen das so. 
 
Der Start in der Berufsschule verlief ebenfalls gut. Ich musste mich zuerst vorstellen - wie ich heisse, wie alt ich bin wo ich wohne, das Übliche halt. Danach erklärte ich auch das Wichtigste über meine Behinderung, wieso ich Spitex habe, weshalb eine Krankenschwester während der Infusion immer neben mir sitzt, weshalb ich im Rollstuhl bin usw. Anschliessend durfte die Klasse mir Fragen stellen, was nur wenige taten.
 
Berufwahl
Wäre es nach meinem IV-Berufsberater gegangen, hätte ich eine Ausbildung in der  KV-Branche machen sollen. Das wollte ich aber nicht, weil mich dieser Beruf nicht interessiert. Ich mache lieber kreative Sachen. In einer Institution konnte ich Printmedien Design schnuppern. Da wusste ich mehr als 90 % des geforderten Wissens für den Abschluss bereits. Danach war ich sicher, dass ich etwas Kreatives und etwas mit Menschen zu tun haben möchte und schnupperte in einem Architekturbüro. Dort durfte ich ein Jahr lang ein Praktikum machen. Mir gefiel die Kreativität im Job sehr, und ich schnupperte noch in anderen Zeichner-Berufen.  
Zeichner Fachrichtung Ingenieure hatte mir aber zu viel Mathematik und für die Fachrichtung Landschaftsarchitektur gab es zu wenig Lehrstellen in der Nähe. Darum bin ich nun, wo ich bin.
 
Empfehlung an Gleichbetroffene
Jungen Frauen und Männern mit ähnlichen Einschränkungen kann ich meine Ausbildung grundsätzlich empfehlen, wenn sie gerne kreativ arbeiten und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben. In der Ausbildung muss man sich gut organisieren können, belastbar und auch flexibel sein. Im Rückblick wäre ich froh gewesen, wenn ich schon von Anfang an gewusst hätte, wie ich meine Therapien während der Schule am besten reinbringe, ohne dass ich etwas komplett ausfallen lassen muss. Das musste ich zuerst lernen. Sich dazu schon vorher Gedanken zu machen, kann sich lohnen.
Hilfreich ist zudem, wenn man weiss, auf welchem Betriebssystem die digitalen Schulbücher laufen. Ich konnte längere Zeit nicht auf die Unterlagen für Mathematik und Baustoffkunde zugreifen.   
 
Persönliche Zukunft
Ich möchte einen guten Abschluss machen und anschliessend mit einem 50- bis 60%-Job in der Nähe von Zuhause arbeiten. Und neben der Arbeit genügend Zeit haben für meine Hobbys! 
 
Verbesserungen 
Es müsste ein Weg gefunden werden, damit wir im Rollstuhl ebenfalls auf die Baustellen können.
Gut wäre es auch, wenn man/frau die Ausbildung gestaffelt abschliessen könnte, also zum Beispiel zuerst den schulischen Teil und ein Jahr später den praktischen Teil. So wäre es einfacher, alle Termine wie Therapien oder Rollstuhl-Anpassungen usw. wahrzunehmen, ohne im Büro zu viel zu fehlen.

Infos zum Beruf Zeichnerin (EFZ) (Link)

 
Mehr erfahren  
Betroffene sowie Arbeitgeber/Ausbildner dürfen gerne mit Sophie und/oder ihrem Lehrmeister Kontakt aufnehmen. Die Kontaktadressen sind auf Anfrage bei avanti donne erhältlich. Bitte senden Sie ein Mail.
 
* Für Interessierte:  Mucopolysaccharidosis Typ IVa oder kurz MPSIVA ist eine nicht heilbare, sehr seltene Stoffwechselerkrankung. Sie hat zur Folge, dass ein lebensnotwendiges Enzym nicht gebildet wird, das die Stoffwechselprodukte in den Körperzellen abbaut. Die nicht abgebauten Stoffwechselprodukte lagern sich in den Zellen ab und schädigen die Organe. Weitere Symptome sind Kleinwuchs, Skelettveränderungen (überbewegliche Gelenke, X-Beine) und ein kurzer Hals.
 
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Ich bin Inhaberin eines Treuhandbüros mit mehreren Angestellten. Zu unserem Angebot gehören Buchhaltungen für KMU, Personaladministration, Steuererklärungen für Privatpersonen und Unternehmen und Unternehmensberatung. Mit meiner beruflichen Situation bin ich rundum zufrieden. Was mir besonders gefällt: Die Abwechslung, jede Buchhaltung ist anders, weil ich Aufträge für Unternehmen in den verschiedensten Branchen ausführen darf. Zwischendurch liebe ich Fleissarbeit, aber auch, komplexe Fälle zu lösen.

Ich lebe mit einer progressiven Muskelkrankheit und bin dadurch in der Mobilität und der Körperkraft eingeschränkt. In meiner eigenen Firma kann ich vieles selber entscheiden und nach den Prozessen arbeiten, die ich für die effektivsten halte. Auch meinen Arbeitsplatz konnte ich mir so einrichten, wie es für mich am besten passt, und mir so ein Umfeld erschaffen, in dem ich mich rundum wohlfühle.
 
Meist sind es Dinge bezüglich der Infrastruktur, die fehlen oder schwierig zu organisieren sind, weil Dritte mitbetroffen sind. So musste ich für eine rollstuhlgängige Toilette auf meinem Stockwerk mit der Hausverwaltung kämpfen.
 
Besondere Anforderungen
Kundenbesuche sind schwierig zu organisieren, weil die Infrastruktur oft nicht rollstuhlgängig ist. In der Treuhandbranche ist die Produktivität bzw. Leistungsfähigkeit sehr wichtig und auch einfach zu messen. Da ich wegen meiner verringerten Muskelkraft nicht voll leistungsfähig bin, kann ich fast keine Überstunden leisten, was bei Auftragsspitzen zu Problemen führen kann. Auch dass ich nur in einem reduzierten Pensum arbeiten kann, ist für die Position als Kundenbetreuer teilweise schwierig, weil der Kunde erwartet, dass man immer erreichbar ist. Dies war bei meiner vorherigen Arbeitsstelle auch immer ein Thema bei Mitarbeitergesprächen und führte dann leider schlussendlich zur Kündigung.
 
Berufswahl
Eigentlich wollte ich eine Lehre als Kosmetikerin oder Coiffeuse machen. Zuerst habe ich auch in diese Richtung gesucht und in verschiedenen Coiffeur-Geschäften eine Schnupperlehre absolviert. Bei einem Betrieb konnte ich eine ganze Woche schnuppern und bekam am Schluss eine Lehrstelle angeboten. Am Ende der Woche wurde ich jedoch so krank, da mein Körper überfordert war mit den Tätigkeiten. Schweren Herzens habe ich die Lehrstelle abgesagt.

Meine Mutter fand es von Anfang an keine tolle Idee, dass ich Coiffeuse werden wollte, weil ja mein Krankheitsverlauf bekannt war. Sie hat es mir aber erst gesagt, als ich mich selber gegen eine Lehre als Coiffeur entschieden habe. Sie hat mich bei der Lehrstellensuche sehr unterstützt und motiviert, Bewerbungen zu schreiben, bei Unternehmen anzurufen und Vorstellungsgespräche zu vereinbaren.
 
Danach habe ich mich für eine Lehre als Kauffrau entschieden, wie viele andere in meiner Klasse, nach dem Motto: Wenn du nicht weisst, was du werden möchtest, mach das KV, danach kannst du immer noch schauen wie weiter. In der Schnupperlehre wurde mir jedoch schon klar, dass die Arbeiten im Büro genau das Richtige für mich sind.
 
Berufsausbildung
Nach der Berufslehre konnte ich nicht weiter bei meinem Lehrgeschäft arbeiten und musste mir eine neue Stelle suchen. So bin ich zufällig auf ein Inserat einer Treuhandfirma gestossen, die einen Lehrabgänger suchten. Da ich im Zeugnis sehr gute Noten in den betriebswirtschaftlichen Fächern hatte, habe ich die Stelle bekommen. Zu dieser Zeit kannte ich den Beruf des Treuhänders praktisch nicht. Schnell habe ich gemerkt, dass dies mein Traumberuf ist und habe mich für die Weiterbildung zum Treuhänder mit eidg Fachausweis angemeldet. Der Schulstoff war für mich das erste Mal in einer Schule einfach zu verstehen, da er sehr auf die Praxis bezogen war, und ich ging sehr gerne zur Schule.

Nach dem Abschluss habe ich ein paar Jahre nur gearbeitet, um mein erworbenes Wissen zu festigen. Dann habe ich mit dem Studium MAS in Taxation an einer Fachhochschule begonnen. Seit dem Abschluss habe ich keine weiteren Weiterbildungen mehr besucht. Gerne hätte ich noch den eidg. dipl. Treuhandexperten gemacht, leider ist dies im Moment gesundheitlich aber nicht möglich.
 
In meiner Lehrzeit hatte ich noch keine sehr grossen mobilitätsbedingten Einschränkungen und war in jener Zeit wie alle anderen «gesunden» Lernenden. Die späteren Bildungsstätten waren alle rollstuhlgängig, deshalb konnte ich alle Kurse ohne Einschränkungen besuchen. Schwierig war manchmal nur das Parkieren, so dass ich mich manchmal von meiner Mutter oder meinem Mann fahren liess.

Stellensuche
Durch meine verringerte Leistungsfähigkeit ist es schwierig in der Treuhandbranche, das hat mir meine ehemaliger Chef klar zu verstehen gegeben. Deshalb hab ich mich nach meiner Kündigung entschlossen, in meiner eigenen Firma zu arbeiten und nicht auf Stellensuche zu gehen. Eine Stelle zu finden, wäre für mich wohl tatsächlich schwierig gewesen; mit meiner Firma bin ich in der Anfangsphase selber auf einige Schwierigkeiten gestossen. Der Arbeitsplatz muss speziell eingerichtet und rollstuhlgängig sein, dann hatte ich Probleme mit Versicherungen wegen meinem invaliditätsbedingten reduzierten Pensum usw. Ich dachte nur: Und das alles muss sich ein neuer Arbeitgeber antun, damit ich bei ihm arbeiten kann? Warum sollte dies jemand für mich tun, der mich noch gar nicht kennt und nicht weiss, wie lange ich bei ihm bleiben werde?
 
Empfehlungen 
Auf der Stufe einer Treuhandsachbearbeiterin kann ich den Beruf auf jeden Fall weiterempfehlen. Logisches Denken, Freude an Zahlen und Flexibilität im Denken sind sehr wichtig. Für eine Lehre in der Treuhand-Branche werden gute Noten in den Fächern Mathematik/Deutsch und Englisch auf der Sekundarschule A erwartet, wobei der Fokus auf Mathematik liegt.
 
Auf der Stufe Kundenbetreuung kann es wie schon gesagt schwierig sein, wenn man nur im reduzierten Pensum arbeiten kann, da erwartet wird, dass man jeden Tag erreichbar ist. So ist eine hohe Leistungsbereitschaft zwingend notwendig.
 
Handlungsbedarf
Die Infrastruktur muss hindernisfrei werden und es braucht Karrieremöglichkeiten auch mit reduziertem Pensum! 
Wichtig finde ich auch, dass uns Frauen mit Behinderung mehr zugetraut wird. Dass gesehen wird, was wir leisten, was wir besonders gut können.

Alexandras Webseite (Link)

Infos zum Beruf Treuhänder/in (Link)

 
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Mein Wunschberuf als junge Frau war Bereiterin, Lehrerin, Sozialarbeiterin oder Psychologin. Heute arbeite ich als Sozialarbeiterin bei einer Schweizerischen Gesundheitsliga. Mit meiner Situation bin ich hundert Prozent zufrieden. Besonders gefällt mir der Kontakt mit Menschen aus verschiedenen Schichten, Beratungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Projektarbeit... –  kurz, dass ich Verantwortung tragen und meine beruflichen Kompetenzen ausleben kann. Einzig die Sprachenvielfalt fehlt mir.
Eingeschränkt bin ich in der Mobilität: Eine Hüftexartikulation führte zur Amputation des linken Beines. Deshalb benutze ich Stöcke oder manchmal auch den Rollstuhl. 

Berufwahl
Meine Berufswahl war geprägt durch das Eintreten meines Handicaps im Jugendalter. Ohne Handicap war ich auf dem Weg zur Ausbildung als Bereiterin. Ich wollte unbedingt einen Beruf erlernen mit viel Bewegung.

Die Berufsberatung der IV-Stelle schaltete sich ein und ermöglichte mir eine kaufmännische Ausbildung, was ich aber auf keinen Fall wollte. Ich bat den IV-Berufsberater, dass ich wenigstens Lehrerin lernen dürfte. Er lehnte ab mit der Begründung, dass ich weder am Turnunterricht teilnehmen könne noch diesen je würde unterrichten können, was aber zwingend sei.

So musste ich in den für mich «sauren Apfel beissen» und die kaufmännische Lehre absolvieren. Und das erst noch in einem Behindertenheim. Gleich nach der Lehre machte ich mich aber auf die Suche nach einer Möglichkeit im sozialen Bereich oder als Physio- oder Ergotherapeutin. Bei den Abklärungen musste ich dann aber einsehen, dass diese Gesundheitsberufe (Ergo- und Physiotherapeutin) für mich körperlich zu streng sein würden. Auch ein mehrmonatiges Praktikum als Sozialpädagogin erwies sich als körperlich zu streng. Deshalb entschied ich mich dann für die Hochschule für Sozialarbeit in Luzern. 
 
Als Sozialarbeiterin eröffneten sich mir viele Möglichkeiten. Berufsbegleitend habe ich zudem am Institut für Ehe und Familie in Zürich eine Ausbildung zur Familientherapeutin (Systemtherapie) absolviert.
 
Rückschau 
Die grösste Herausforderung war, dass ich von der IV-Stelle nicht unterstützt wurde, einen pädagogischen Beruf zu erlernen. Da habe ich im zarten Alter von 17 Jahren seelisch schon gelitten.
Für die Lehre musste ich mein soziales Umfeld verlassen und von der Innerschweiz nach Biel umziehen in die Organisation, die eine kaufmännische Ausbildung für Menschen mit Handicap anbot.

Stellensuche
Bei der Stellensuche habe ich gute Erfahrungen gemacht. Meine Kompetenzen wurden in den Vordergrund gestellt. Ich bin überzeugt, dass ich es mit meinem Handicap auf dem freien Arbeitsmarkt viel einfacher habe als Menschen mit Sinnesbehinderung, im Rollstuhl oder mit einer cerebralen Lähmung.

Empfehlungen / Tipps an Gleichbetroffen
Den Beruf der Sozialarbeiterin/des Sozialarbeiters kann ich Menschen mit Handicap empfehlen. Das Handicap kann in diesem Beruf auch eine Ressource sein. Zum Beispiel können Erfahrungen im Umgang mit Schmerzen in der Beratungsarbeit sehr wertvoll sein. Oder auch die Tatsache, dass frau schwierige Lebenssituationen zu bewältigen hatte... Andere Menschen , die Hilfe brauchen, kann dies ermutigen, dass sie es auch schaffen können.
 
Handlungsbedarf
Um die berufliche Situation von Frauen mit meiner Art von Behinderung - also mit Mobilitätsbehinderg - muss der hindernisfreie Zugang zu Universitäten und Hochschulen, aber auch zu Arbeitsplätzen weiter ausgebaut werden. Hier sind Bildungs- und Betriebsverantwortliche gefragt, denn Betroffene können das nicht selbst tun.
Wo möglich und machbar, braucht es bereits in der Grundschule eine inklusive Schulung. Und für Ausbildete braucht es mehr hindernisfreie Teilzeitstellen!


Mein Appell
Frauen, seid mutig, mischt euch ein, zeigt eure Kompetenzen, stellt sie zur Verfügung (freiwillig und bezahlt) und informiert euch gut. Durch meine Freiwilligenarbeit im sozialen Bereich habe ich gute und in der Folge auch bezahlte Arbeitsstellen gefunden.
 

Infos zum Beruf Sozialarbeiter/in (Link)

 
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Ich wusste von Anfang an, dass ich gehörlos bin, es gab beruflich nach meiner Schulzeit nicht viel zu wünschen. Meinen jetzigen Beruf und die Ausbildung dazu gab es damals noch gar nicht. Seit mehreren Jahren arbeite ich als Records Manager (Informations- und Datenmanagerin) bei einer Versicherung. Mit meiner heutigen Situation bin ich annähernd zu 100 Prozent zufrieden. Mein Arbeitsgebiet ist anspruchsvoll, und da es sich mit der Digitalisierung laufend verändert, wird es nie langweilig. Ich habe Entwicklungsmöglichkeiten und fühle mich ernst genommen – es fehlt mir eigentlich nichts.
 
Berufsausbildung
Ich habe zunächst eine KV-Lehre gemacht und an diversen Stellen auch in diesem Beruf gearbeitet. Später habe ich zwei Jahre die Gallaudet University in Washington DC besucht, an der HTW Chur den Master in Information Science und an der FHNW Olten ein Zertifikat in Digital Data Management erlangt.

Rückschau 
Wir waren zu Hause 6 Kinder, davon hatte mein ältester Bruder einen sehr schweren Skiunfall und ihm musste ein Bein amputiert werden. Ein zweiter Bruder war schwer krank und starb. Meine Mutter war da überfordert mit einem hörbehinderten Kind und hatte wohl auch nicht mehr die Kraft sich damit auseinanderzusetzen. Kurz: ich bin sitzengelassen worden mit meinen Problemen, was ich aber im Nachhinein als «Glücksfall» betrachte, denn dadurch habe ich gelernt «zu navigieren» und mir eigene Wege zu suchen. Das kam mir später im Berufsleben zugute.

Grundsätzlich war es früher so, dass Hörbeeinträchtige nicht so gepampert und therapiert wurden wie heute, ich seh das nämlich eher kritisch. Ich musste auch einstecken in der Schule. In der Turnstunde, wenn es um Wettkämpfe ging, wollte mich niemand in der Gruppe haben, weil ich eben die Rufe nicht hörte und die anderen offenbar wegen mir immer verloren. In der Sekundarschule war es am schlimmsten: da wollte niemand neben mir sitzen. Wahrscheinlich haben diese Erlebenisse aber eher meine Resilienz gefördert.

Diese konnte ich später auch gut brauchen, denn die Herausforderungen waren enorm, wenn ich zurückdenke. Während des MAS an der HTW Chur bin ich oft an meine Grenzen gestossen. Ich habe bis auf den CAS in Olten alles ohne Gebärdensprach-Dolmetscheinsatz gemacht. In Olten hatte ich eine Gebärdensprachdolmetscherin, aber hier war die Lehrgangs-Leiterin (vor allem anfänglich) mit der Situation überfordert, da viel in Gruppen diskutiert wurde.
   
Stellensuche
Bei der Stellensuche habe ich mehrheitlich gute Erfahrungen gemacht. Ich habe zwar auch Absagen erhalten wie Hörende; es dauerte im Schnitt drei bis fünf Monate, bis ich neue Stelle hatte. Sie war praktisch immer besser als die vorhergehende. Der Lohn war immer gut, und ich hatte Entwicklungsmöglichkeiten.
 
Empfehlungen an Gleichbetroffene
Records Management erfordert, vernetzt, strukturiert und systematisch zu arbeiten und Interesse an modernen Technologien zu haben. «Früher» gab es diesen Beruf und diese Ausbildung noch gar nicht. Die Chancen sind mit der Digitalisierung gut, aber es braucht Aus- und Weiterbildung, siehe als Beispiel meinen Werdegang. Dazu muss man bereit sein und entsprechend Zeit und Energie investieren.

Allgemein wichtig im Berufsleben finde ich eine hohe Frustrationstoleranz und vor allem, dass man nicht alles persönlich nimmt. Im Lauf der Jahre habe ich gelernt, mich im Beruf auf die Sachebene zu konzentrieren und das Emotionale wegzulassen. Das funktioniert.

Mit der IV habe ich eigentlich nur bei Gesuchen für die Übernahme der Dolmetscherkosten zu tun. Ich ziehe bei Fachsitzungen und Workshops in der Firma eine Dolmetscherin dabei, was eine grosse Hilfe ist. Auch bei beruflichen Weiterbildungen bezahlt die IV diese Kosten, das heisst, sie MUSS. 
 
Handlungsbedarf  
Da habe ich kein Rezept, da es auch persönlichkeitsbedingt ist, ob jemand den Sprung in den Arbeitsmarkt schafft. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es für Gehörlose besser geworden ist als vor 30 Jahren, die Gesellschaft ist toleranter und auch gebildeter geworden. Bei den anderen Behinderungen wird es mehr oder weniger ebenfalls so sein. Aber es braucht immer noch ein Umdenken in der Gesellschaft und eventuell auch politisch.


Infos zum Beruf Records Manager/in (Link)

 
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Ich arbeite selbstständig als individualpsychologische Beraterin SGIPA und Autorin. (SGIPA steht für Schweizerische Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler.) Meine Einschränkungen betreffen die Mobilität, die Beweglichkeit und die Psyche. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Situation, die Arbeit mit Menschen und mit der deutschen Sprache gefällt mir. Als Selbstständige bin ich zudem meine eigene Chefin.

Nur meine finanzielle Situation ist unbefriedigend. Meine Behinderungen – ich lebe mit einer cerebralen Parese und einer schizophrenieformen Störung – drosseln mein Arbeitstempo, so dass es mir an Zeit fehlt, an meinem Netzwerk zu arbeiten.

Rückschau
Mein Wissensdurst war schon immer gross. Als junge Frau wollte ich Primarlehrerin, Schriftstellerin oder Übersetzerin werden. Gerne hätte ich das Gymnasium besucht, damit ich Psychologie und Deutsche Literatur studieren konnte. Meine Schulleistungen genügten nicht, aber die dreijährige Handelsschule konnte ich besuchen. Eine Lehrerin gab mir den Tipp, sie im Welschland auf Französisch zu absolvieren. Meine Eltern unterstützten mich, indem sie gerichtlich mit der IV stritten und letztlich gewannen. Während der drei Jahre trug mich der starke Wunsch, lernen zu können.
Ich hatte mir auch den Beruf der Dokumentalistin und der Sozialarbeiterin angesehen. Beide Berufe setzten aber eine Berufslehre oder eine Maturität voraus. So konnte ich der Handelsschule zustimmen, obwohl ich nie auf das Büro wollte. Ich wollte mit Menschen arbeiten. 
 
Berufsausbildung
Die Handelsschule absolvierte ich in einem Internat. Ich bekam ein Zimmer nahe bei den Klassenzimmern und dem Speiseraum. Das war weit weg von meiner Klasse. Diese Trennung führte zu vielen Missverständnissen. Zudem besass ich noch keinen Elektrorollstuhl. Den Rollstuhl benutzte ich nur für längere Distanzen. Ich war vorwiegend Krückengängerin.
Niemand war darauf vorbereitet, mit meiner Beeinträchtigung umzugehen, die sich vor allem in der motorischen Verlangsamung ausdrückte und im mangelndem räumlichen Vorstellungsvermögen. Nach zwei Jahren Buchhaltung wurde ich von diesem Fach dispensiert. In der Prüfungssituation bekam ich mehr Zeit oder Aufgaben wurden für mich gestrichen. Das führte dazu, dass ich das Handelsdiplom nicht bekam, nur ein Teil-Diplom.

Mein Antrieb war immer, so viel als möglich zu lernen. Selbst als mir nur ein Teil-Diplom in Aussicht gestellt wurde, schien mir das ganze Unterfangen noch lohnend. Das wurde sehr in Frage gestellt. Damals wusste ich nicht, dass mein Lernen durch psychotische Zustände erschwert wurde. Ich blieb einfach immer dran. Gegen meine Krankheit kämpfte ich wie eine Löwin.
Weil ich nicht so gut mitschreiben konnte, bekam ich die Notizen von Mitschülerinnen. Später, im Psychologiestudium am Alfred Adler Institut, schaffte ich mir für die Vorlesungen ein Tonbandgerät an. 
 
Stellensuche
Eine Cousine von mir war Leiterin eines Heimes. Meine Tante meinte, dass ich vielleicht bei ihrer Tochter arbeiten könne. Ich fand die Idee meiner Tante gut und fragte ihre Tochter, ob sie mich als Sekretärin in ihrem Heim anstellen könne. Beide Seiten liessen sich auf ein Abenteuer ein, das zehn Jahre bestehen blieb. Der Unfalltod meiner Cousine führte zu einem Heimleiterwechsel. Da ich psychisch krank wurde, wurde mir die Arbeit entzogen. Diese Krise führte zu meinem Psychologiestudium.

Meine Entwicklungsmöglichkeiten im Heim waren ausgeschöpft gewesen, als ich mein Fernstudium an der Axel Anderson Akademie begann. Neben der Sekretariatsarbeit studierte ich Belletristik, Sachliteratur und Journalismus. Das war noch vor meinem Psychologiestudium.

Ich schätze meine Chancen sehr gross ein, als individualpsychologische Beraterin und Autorin arbeiten zu können. Zurzeit arbeite ich an meiner Autobiografie. Darin kommt zum Ausdruck wie vielfältig meine Erfahrungen sind.

Leider verlangsamen die Neuroleptika meine Bewegungsabläufe noch zusätzlich. Wie an meinem geschützten Arbeitsplatz, für den ich mich nach der Psychose entschieden hatte, arbeite ich nach wie vor an meiner psychischen Stabilität und Belastbarkeit.

Ich vertraue meiner Kreativität, Flexibilität und Risikobereitschaft. Eigenschaften die nötig sind, um Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt zu integrieren, mich selbst zu integrieren. Ich bin glücklich, verfüge ich über drei Berufe. Heute kann ich ernten. Ich wartete nie darauf, bis ich das Recht bekam, mich zu entfalten. Ich nahm mir dieses Recht.
 
Empfehlungen / Tipps an Gleichbetroffene
Nehmt eure Berufswünsche ernst, seid aber auch bereit, Kompromisse einzugehen. Der Traumberuf ist vielleicht nicht möglich. Aber einen Weg zu suchen, möglichst nahe daran heranzukommen, lohnt sich auf jeden Fall. Interessierten Frauen gebe ich gerne Auskunft und möchte das Vertrauen in ihre Fähigkeiten des stärken.


Mein Appell
Es muss mehr in die Bildung investiert werden. Die IV ist nicht zeitgemäss, da sie lebenslanges Lernen nicht unterstützt. Ich wünschte mir für alle Menschen mehr Freude am Experiment. Ich setze grosse Hoffnung in die Inklusion. Indem ich sie einfordere, gestalte ich die Gesellschaft mit und trage zu ihrer Veränderung bei.

Wer gestärkt worden ist und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat, kann auch kämpfen. Ich will als individualpsychologische Beraterin meinen Beitrag leisten!
 

Yvonnes Webseite (Link)

Infos zum Beruf Individualpsychologische/r Berater/in (Link)
 
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Meine Leidenschaft ist die Geologie, wo ich als Wissenschafterin tätig bin. Im Vordergrund meiner Arbeit stehen humanitäre Einsatze, zurzeit vor allem in Nepal. Ich lebe mit einer starken Sebehinderung.

Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich für die Zufriedenheit mit meiner beruflichen Situation 6 Punkte geben. Positiv empfinde ich die Unabhängigkeit; ich kann selbstbestimmt arbeiten, wie und wann es mir persönlich möglich ist, meine wissenschaftliche Neugier befriedigen und neues Wissen generieren. Auch die Feldarbeit und überhaupt das Outdoorleben gefällt mir sehr.  Hingegen fehlt mir der Anschluss an eine wissenschaftliche Institution (Universität), da ich selbständigerwerbend bin.

Besondere Anforderungen
Gewisse Arbeiten (Datenverarbeitung, Erstellen von Diagrammen) sind oft nur visuell durchzuführen. Hier ist Hilfe von einem sehenden Assistenten unumgänglich.

Berufwahl
Meinen Beruf habe ich aufgrund des Interesses an Gesteinen gewählt. Prägend war auch ein Islandaufenhalt, wo ich Vulkanausbrüche beobachten konnte. Geologen reisen zudem häufig, was ich nachgerade mit Begeisterung tue. Sie halten sich oft im Gebirge auf, um Gesteinsproben zu sammeln, was sich ideal mit alpinistischer Tätigkeit verbinden lässt, auch im Winter beim Skifahren...
Unterstützung habe ich bei meiner Berufsfindung keine bekommen, ich bin die erste Akademikerin in der Familie. Dies war die grosse Hürde. Während des Studiums, als meine Sehkraft teilweise drastisch nachliess, begann dann meine Mutter, mir vorzulesen.
 
Als Beruf hätten mich auch Veterinärmedizinerin oder Elektroingenieurin interessiert. Doch Geologen gehen auf Reisen, und dies hat dann den Ausschlag ergeben.

Berufsausbildung
Das Studium verlief ohne grössere Probleme, es gab aber oft Zusammenstösse mit Kommillitonene, da einige von ihnen davon ausgingen, eine Person mit einer Behinderung könne ein Studium unmöglich schaffen. Sie wurden eines Besseren belehrt, als ich dann die besten Noten bei den Prüfungen vorweisen konnte... Aber unterschwellig war die Abneigung gegen eine Person mit Behinderung an der Hochschule stets irgendwie spürbar.
Ab dem 6. Semester wurden von der IV Hilfsmittel finanziert, unter anderem die «Dienstleistungen Dritter», also die Arbeitsassistenz. Teilweise wurden diese Arbeiten dann von Kommillitonen ausgeführt.
 
Stellensuche
Die Stellensuche erwies sich in der Privatwirtschaft als hoffnungslos, sowohl im Fachgebiet als auch anderswo. Ich wollte unbedingt die akademische Karriere einschlagen, das wurde mir von der ETH verunmöglicht. Die Dissertation konnte ich noch durchsetzen. In Bezug auf die Karriere muss eine Frau mit Behinderung jedoch bis heute mit massiven Widerständen rechnen. Auf den Verdienst hingegen hatte die Einschränkung keinen Einfluss.

Empfehlungen
Meinen Beruf kann ich empfehlen, wenn frau körperlich ausserordentlich fit ist. Das heisst, mit einer körperlichen Beeinträchtigung ist es kaum zu schaffen – ausser man entscheidet sich für eine Labortätigkeit, was auch möglich ist. Es hilft auch,  Autofahren zu können  – was mir nicht erlaubt ist.

Frau muss selbstverständlich in der Lage sein, ein anspruchsvolles Studium in Naturwissenschaften (sehr mathematik-, chemie- und physiklastig) abzuschliessen. Zudem ist mein Berufsfeld auch heute noch sehr von Männern dominiert – quasi eine letzte Bastion der Männlichkeit in den Wissenschaften. Es kann daher vorkommen, dass in einem Semester eine einzige Frau studiert (so geschehen an der ETH). Mich stört diese Tatsache nicht, ich komme in der Regel besser mit Männern klar als mit Frauen, die sind mir oft zu «zickig».

Handlungsbedarf
Es braucht vor allem mehr Verständnis und Rücksichtnahme auf die unübliche Situation.
 

Mein Appell an Gleichbetroffene 
Masst Euch an, auf Missstände hinzuweisen, und zeigt Zivilcourage. Geht mit dem Kopf durch die Wand, wenn es denn sein muss. Scheut die Auseinandersetzung nicht. Sucht früh genug den Kontakt zu Peers.


Infos zum Beruf Geologe/Geologin (Link)

 
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Ich trage eindeutig das LehrerInnen-Gen in mir, und so habe ich als Erstberuf Primarlehrerin gelernt. Bei einem Unfall erlitt ich eine Querschnittlähmung. Seither bin ich im Rollstuhl unterwegs. Um meinen geliebten Beruf weiter ausüben zu können, absolvierte ich an der Uni Zürich ein Geschichtsstudium. Seit fast drei Jahrzehnten unterrichte ich an einer Berufsschule allgemeinbildende Fächer. 

Meine Aufgabe  
Berufslernende im «dualen Berufsbildungssystem» haben neben den berufskundlichen Fächern ca. ein Drittel «Allgemeinbildung», die sich aus den zwei Bereichen «Gesellschaft» und «Sprache & Kommunikation» zusammensetzt. Meine Lernenden haben den GärtnerInnen-Beruf, entweder Fachrichtung Stauden oder Baumschule, als Berufsausbildung gewählt. Bei mir müssen sie sich dann mit Texten (lesen oder produzieren) und Aspekten wie Politik, Recht, Wirtschaft, Kultur, Geschichte usw. befassen. Ich bereite den Unterricht vor, führe ihn durch und bearbeite nach (korrigieren, auswerten, beurteilen und benoten).
Wir haben in unserer Berufsschule Blockunterricht, d.h. die Lernenden kommen viermal pro Jahr für jeweils zwei Wochen in die Schule. In der übrigen Zeit sind sie in ihrem Lehrbetrieb und lassen sich dort ausbilden. Für mich bedeutet das, pro Woche 15 Lektionen in derselben Klasse zu erteilen, was dann sehr intensiv und anstrengend ist. Dafür habe ich zwischendurch auch wieder mal eine Woche unterrichtsfrei.
 
Gesamteinschätzung Zufriedenheit berufliche Situation
Ich kann nur die maximale Punktzahl 10 geben, obwohl das natürlich nicht konstant und in jeder Hinsicht stimmt. Aber ich habe es noch nie bereut, diesen Beruf gewählt zu haben und ihn auszuüben.

Was mir besonders gefällt: Mir werden Menschen «anvertraut», die etwas von mir erwarten, nämlich dass ich ihnen Unterrichtsstoff möglichst spannend und interessant vermittle und dass wir gemeinsam (die Lernenden als Klasse und ich als ihre Lehrperson) die relativ lange Zeit in einem angenehmen Klima verbringen werden.
Eine Klasse bleibt aber doch nur für eine begrenzte Zeit mit mir zusammen und ich darf sie auf ihrem Weg und in einem Fach (Allgemeinbildung) begleiten, aber die Beziehung wird sich nach zwei Jahren wieder auflösen müssen. Ausserdem bin ich für sie nicht die einzige Lehrperson (wie z.B. in der Unter- und Mittelstufe der Primarschule), sondern nur eine von vielen. Ich darf mich also nicht zu stark an die mir anvertrauten Menschen binden und muss immer eine gewisse «Beziehungsdistanz» wahren.
 
Am Lehrberuf ist sicher auch der gute Lohn ein positiver Aspekt. Je höher die Stufen, desto höher der Lohn. Durch diese finanzielle Ausgangslage konnte ich mir immer ein 50 Prozent-Pensum leisten. Mit zunehmendem Alter und behinderungsbedingten Beschwerden muss ich allerdings zurückstecken, werde jedoch vom 35-Prozent-Pensum genauso herausgefordert wie früher und verdiene einiges weniger.
 
Was mir fehlt: Positives Feedback von den Lernenden im Sinne von Begeisterung, Komplimenten, Dankbarkeit usw. darf ich kaum je erwarten, denn sie empfinden diesen Unterricht nicht unbedingt als unterhaltsam oder high-light in ihrem jugendlichen Leben. Ich «zwinge» sie zu Hausaufgaben, Aufmerksamkeit für sie nicht besonders interessierende Inhalte, Präsentationen, Prüfungen usw., und zu allem hin bekommen sie harte Kritik und Noten - wer mag das schon? Es wäre manchmal schön zu hören, dass sie «gerne» in meinen Unterricht kommen oder daran zurückdenken, dass sie «viel gelernt» hätten usw. Dass es «still» bleibt und keine Reklamationen kommen, ist doch auch schon ein gutes Zeichen, sage ich mir.
 
Bei der Zufriedenheit mit der Arbeitsstelle gibt es eher noch Luft nach oben. 
Positiv: Innerhalb eines Kurses behandelt werden muss oder heute eher das, was die Lernenden nachher wissen und können müssen, steht im Lehrplan. Es gibt Abertausende von Möglichkeiten, einen Lerninhalt zu vermitteln, und ich probiere gerne immer wieder neue aus. Zum Glück habe ich Unterrichts- und Methodenfreiheit, d.h. ich bin innerhalb meines Unterrichts ziemlich frei und geniesse das sehr. Jede Lehrperson darf ihren eigenen Stil pflegen, und zwar auch im Umgang mit den Lernenden.
 
Weniger toll: Weil ich in einer «Aussenstation», nicht im Hauptgebäude, unterrichte (die Schule hat mehrere Standorte), habe ich lediglich ein Schulzimmer, ein rollstuhlgängiges WC, ein Lehrpersonen-Büro und einen Parkplatz für mein Auto. Es gibt weder einen Getränkeautomaten, noch eine Mensa in erreichbarer Nähe für mich. Die Mensa liegt so steil am Hang, dass ich sie effektiv nur mit dem Auto aufsuchen könnte, was jedoch unrealistisch ist, denn ich müsste zweimal ein- und aussteigen, um etwas essen zu können, und zwar der Witterung ausgesetzt und unter enormem Zeitdruck. Die neue Schulleitung zeigte wenig Verständnis für meine Forderung nach Verpflegung, denn alle Nichtbehinderten – Lernende wie Mitarbeitende – können sich problemlos auf dem ganzen Areal bewegen und «schnell» was essen oder trinken gehen über die direkten Treppen- und Fusswege durch die Gärten. Ich konnte immerhin durchsetzen, dass mir ein Mikrowellen-Gerät und ein kleiner Kühlschrank ins Lehrerpersonenbüro gestellt wurde, so kann ich wenigstens mal etwas Warmes zubereiten über Mittag. Das Öffnen der schweren Türen allerdings wollte mir von der Direktion niemand erleichtern und ich stellte ein Gesuch zu «behinderungsbedingter Arbeitsplatz-Anpassung», was zum Glück durch die IV prompt erledigt wurde. Seither kann ich drei Räume per Funksignal öffnen und die Türen öffnen sich automatisch. Allerdings muss ich selber dafür sorgen, dass sie bei Störungen und Defekten wieder repariert werden, denn von den KollegInnen ist niemand darauf angewiesen und die IV, nicht der Arbeitgeber, bezahlt auch die Reparaturen.

Besondere Anforderungen 
Behinderungsbedingt muss man sich in diesem Beruf schon auf einige besondere Anforderungen vorbereitet sein und damit umgehen können. An meiner Arbeitstelle sind es konkret:
  • Zeit für Selbstpflege (vor allem WC) ist kaum genügend vorhanden, also wenn die Lernenden 15 Minuten Pause machen, schaffe ich es in den wenigsten Fällen, rechtzeitig wieder vom WC zurück zu sein und den Unterricht fortzuführen. Eine Erholungspause hatte ich aber so natürlich nicht. Das heisst, ich muss den Unterricht so einteilen, dass die Lernenden zwar auch Pause machen, aber danach oder davor etwas zu arbeiten haben, das mir mindestens 20 Minuten, vorzugsweise eine halbe Stunde «freie» Zeit verschafft. Die Lernenden wollen in der Regel lieber «durchmachen», also Pausen, auch über Mittag, möglichst verkürzen, damit sie am Ende früher fertig sind und die Schule verlassen können. Das kann ich nicht immer anbieten und muss manchmal auf meinen kleine «Auszeiten» beharren.
  • Die Körperbehinderung und der Rollstuhl verhindern ziemlich viel Spontaneität beim Unterrichten, die ich früher als Fussgängerin sehr schätzte (es ist so schönes Wetter draussen, machen wir doch ein bisschen Unterricht in der Badi, oder gehen wir kurz raus für eine Schneeballschlacht). Es ist auch schwierig, während des Unterrichts eine Planänderung zu machen und noch kurz-schnell ein völlig anderes Arbeitsblatt ausdrucken zu gehen, zumal auch der Drucker/Kopierer ab und zu seine Flausen hat und Papierstaus produziert, für deren Lösung ich Hilfe brauche.
  • Besonders eindrücklich, wenn auch arbeitsintensiv, sind jeweils Exkursionen, Ausflüge, Sporttage, Lager und Anlässe, bei denen die ganze Schule mitmacht. Da kann ich nicht immer eingesetzt werden und bleibe zuhause oder leiste eine banale Hilfestellung, obwohl ich lieber voll dabei wäre. Für meine eigenen Klassen hingegen kann ich Exkursionen und Ausflüge so planen, dass sie ganz «barrierefrei» gestaltet sind.
  • Lehrpersonen müssen ja immer wieder zusammenkommen (Fachgruppenaustausch, Notenkonvent, Klausurtagungen, Weiterbildungen und Team—Anlässe, wo man gemeinsame Ausflüge und Essen veranstaltet). Weil ich weit und breit die einzige Rollstuhlfahrerin bin, fällte es den KollegInnen immer schwer, alles so zu organisieren, dass ich dabei sein und mitmachen kann. Immer wieder kommt es vor, dass sie mich vergessen und ein lauschiges Restaurant im Hinterland reservieren, zu dem sie hinwandern wollen, das aber weder einen stufenlosen Eingang noch ein zugängliches WC hat. So muss ich die Spielverderberin sein und sie bitten, alles anders zu organisieren. Dann spielen sie mir den Ball zu und ich muss Alternativen aufzeigen, ihnen barrierefreie Möglichkeiten vorschlagen, die ich selber zuerst mühsam abgeklärt und vielleicht sogar rekognosziert habe. Das «stinkt» mir manchmal und ich sage den Termin einfach aus irgendwelchen Gründen ab, so dass sie ihren Event ohne mich durchziehen können und kein schlechtes Gewissen zu haben brauchen.
Alles in Allem braucht es diesbezüglich ein dickes Fell. Ich muss viele Nachteile in Kauf nehmen, damit ich die Vorteile geniessen und meinen geliebten Beruf ausüben kann. Der Arbeitgeber (das sind mehrere Personen, die mich vielleicht nicht mal kennen) möchte lieber nicht mehr tun müssen für mich als für alle anderen auch. Man soll besser nichts merken von der Behinderung, vor allem darf es nichts kosten. Ich muss also ein bisschen «froh» sein, dass ich überhaupt unterrichten darf.

Berufswahl
Lehrerin war schon als Kleinkind «mein» Beruf, da auch mein Vater Lehrer war und ich von Kindsbeinen an nicht nur in seinem, sondern auch in vielen anderen Schulzimmern verkehrte. Ich spielte wahnsinnig gerne mit meinen jüngeren Brüdern und anderen Kindern «Lehrerlis-Schüelerlis» und sie mussten dabei Rechnen, Schreiben und Lesen, was ich dann jeweils korrigierte und benotete. Also ich kann nicht leugnen, das mir dieses Lehrerinnen-Getue einfach im Blut lag. Später wurde mir klar, weshalb, denn sowohl in der Herkunftsfamilie meiner Mutter, als auch meines Vaters, gab es zahlreiche Lehrer (keine Lehrerinnen!). Ein Verwandter war in den Fünfziger Jahren beim Zirkus Knie mitgereist und hatte die Kinder der ArtistInnen in einem Wohnwagen unterrichtet. Das machte mir grossen Eindruck und in meinen Träumen sah ich mich schon zwischen Elefanten und Clowns diesen speziellen Kindern das Rechnen, Lesen und die Geografie beizubringen (daneben hätte ich vielleicht noch am Trapez ein paar Kunststücke gelernt).
 
Es gab auch eine Zeit, da wollte einmal unbedingt Hunde-Coiffeuse werden, weil ich eine Hunde-Liebhaberei-Phase hatte, in der ich die Hunde aus der Nachbarschaft zum Spazieren ausführte. Als ich in einer Fernsehsendung sah, dass es in der Stadt tatsächlich Hunde-Salons gab, in denen die Viecher geduscht, shampooniert und frisiert wurden, war ich hin und weg.
 
Geliebäugelt habe ich auch mit dem Dasein einer «Air-Hostess» (wie es damals noch hiess, heute «Flight-Attendant»), aber dieser Plan wurde durchkreuzt durch mein ständiges Kauen an den Fingernägeln, was ich hätte aufgeben müssen.
 
Ernsthaft in Frage kam aber nur mein heutiger Beruf. Ich bin eine Lehrerin, eine «Pädagogin», die gerne anderen etwas beibringt und dabei selber auch immer weiter lernt. Unterdessen glaube ich, dass sehr viele Menschen dieses «PädagogInnen-Gen» in sich tragen, denn alle Eltern auf dieser Welt müssen ja ihren Kindern von Beginn an vieles beibringen, Ereignisse erklären, Fertigkeiten üben, Fragen beantworten, Geduld haben und sie in ihren Fähigkeiten fördern. Sogar in der Tierwelt sehen wir, wie die Jungen von den Älteren lernen. Somit ist es also nicht weiter verwunderlich, dass viele Menschen sich dazu «berufen» fühlen, es auch beruflich und nicht nur mit den eigenen Kindern zu tun.
 
Nach der Reha ging es darum, mich wieder in die Erwerbstätigkeit «einzugliedern». Die Unfallversicherung finanzierte alles Medizinische, die IV musste sich um meine berufliche Wiedereingliederung kümmern und ich hatte zum ersten Mal im Leben mit einem IV-Berufsberater zu tun. Natürlich wäre die IV froh gewesen, wenn ich einfach wieder als Primarlehrerin gearbeitet hätte, denn das wäre sozusagen zum «Nulltarif» gegangen. Doch da wehrte ich mich dagegen und argumentierte, dass erstens Primarschulhäuser (damals) kaum zugänglich seien und ich zweitens mit den Kindern weder auf eine schöne Schulreise, noch ins Skilager, noch draussen in die Natur für Anschauungsunterricht gehen könnte. Ich wollte studieren und dann erst schauen, was und wo ich unterrichten soll. Mein damaliger IV-Berufsberater war ganz auf meiner Seite und versetzte Berge, um die IV-Kommission von meinem Vorhaben zu überzeugen. Schliesslich erhielt ich eine Verfügung für ein Grundstudium (ca. bis zur Halbzeit) und musste Fächer studieren, die ich nachher auch unterrichten konnte. Darum entschied ich mich für Geschichte und Germanistik (Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft). Ein Kantonswechsel zeigte mir dann auf, was so ein Berufsberater ausmacht, denn im Kanton Zürich argwöhnte man eher mit meiner «Eingliederung», die ein ganzes Studium inklusive Höheres Lehramt bedeutete. Ein Berufsberater getraute sich sogar, mich zu ermahnen, wie viel Geld die IV bereits für mich ausgegeben hätte und ich dürfte mich schon etwas dankbarer zeigen. Das ärgerte mich sehr, aber es gibt halt auch bei der IV solche und solche Typen. ;-)
 
Berufsausbildung
Ich studierte von 1991 – 1999 an der Universität Zürich, die damals mehr recht als schlecht rollstuhlgängig war. Es gab zwar spezielle Zugänge über Rampen, vereinzelte Treppenlifte und in den wichtigsten Gebäuden ein dementsprechendes WC, das aber nur über zeit- und kraftraubende Umwege erreicht werden konnte. Ich verzichte jetzt darauf, auf all die Widerwärtigkeiten hinzuweisen, die uns damals das Studieren erschwerten. Wenn Studierende mit Behinderung zu viele Hürden zu überwinden haben und ständig mit logistischen Problemen beschäftigt sind, können sie nicht im gleichen Tempo studieren wie andere und ausserdem verunmöglicht ihnen das den Kontakt zu Mitstudierenden. (Die anderen gehen Kaffee trinken, die Rollstuhlfahrerin durchquert das ganze Gebäude, um aufs WC zu gehen, was die ganze Pausenzeit in Anspruch nimmt.) Ich konnte damals nie mit einem Tram oder einem Bus fahren, musste immer mit dem Auto kommen, überall um einen Parkplatz bangen und womöglich noch im strömenden Regen ein- oder aussteigen.
In den letzten zwanzig Jahren hat sich erfreulicherweise doch einiges zum Besseren verändert. Noch immer ist es nicht genau gleich bequem und barrierefrei wie für Nichtbehinderte, aber es gibt doch ein Gleichstellungsgesetz und die UNO-Behindertenrechtskonvention, die rechtliche Rahmenbedingungen setzen.
 
Stellensuche
Nach dem Studium meldete ich mich schnurstracks beim RAV (Regionale Arbeitsvermittlung) und besprach die Stellensuche mit einer Beraterin, mit der ich wohl ausgesprochenes Glück hatte, denn sie bemühte sich sehr um mich und gab mir gute Ratschläge. Sie setzte durch, dass mir von der ALV-Kasse ein dreitägiger Excel-Kurs bezahlt wurde, obwohl das damals nicht zu den wichtigsten Qualifikationen für eine Lehrperson galt.
Als Rollstuhlfahrerin war ich schon allein durch die Architektur des öffentlichen Raums benachteiligt, denn die meisten Bildungsstätten waren gar nicht zugänglich. Diese Beraterin war es auch, die mir nach dem Absenden meiner Bewerbung geraten hatte, mit einem Schreiben nachzudoppeln, und zwar weil die Stelle als «30-50»-Pensum mit «ev. Sport» ausgeschrieben war und ich mich natürlich als Rollstuhlfahrerin vorgestellt hatte, die sicher keinen Sportunterricht erteilen könnte. «Sie haben doch viel Sport gemacht vor dem Unfall und jetzt machen Sie Rollstuhl-Basketball und fahren Skibob, das müssen Sie doch schreiben!» sagte sie. Also schrieb ich nochmals einen Brief mit dem Angebot, dass ich in einer barrierefreien Turnhalle durchaus gewisse Sportarten, z.B. auch Rollstuhl-Basketball, unterrichten könnte, wenn es denn unbedingt sein müsse. Aber ich wolle vor allem sagen, dass ich mich mit entsprechender Einrichtung sehr selbständig bewegen könne und körperlich fit sei.
Das hat dem damaligen Rektor Eindruck gemacht und ich wurde sofort zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Schliesslich bekam ich die Stelle zu 30 Prozent (für den Sport wurde noch jahrelang weiter eine Lehrperson gesucht und kaum gefunden) und durfte das Pensum schon nach einem Jahr auf 50 erhöhen.

Wissenswerte für Interessierte 
Im Lehrberuf sind die «Karrierechancen» nicht besonders hoch, denn öffentliche Schulen sind nicht gleich hierarchisch wie Firmen oder Betriebe, aber sicher kann man/frau sich auch ständig weiterbilden und sich z.B. in der Schulentwicklung engagieren.

Wie schon oben gesagt, glaube ich, dass sehr viele Menschen das «pädagogische Gen» in sich tragen. Wer gerne mit Geduld und Herzblut anderen etwas beibringt, ist ganz sicher schon vorbestimmt für diesen Beruf. Allerdings muss sie sich zuerst selber die beruflichen Fähigkeiten aneignen und die gesetzlichen Vorbedingungen erfüllen: Matura oder Berufsmatura, danach Pädagogische Hochschule und/oder Universitätsstudium. Es gibt auch noch andere Wege wie z.B. «QuereinsteigerInnen», die aus anderen Berufen kommen und später noch die Lehrerausbildung machen. In den Berufsfachschulen erteilen Berufsleute die «berufskundlichen» Fächer, nachdem sie zusätzlich eine (berufsbegleitende) Ausbildung in Didaktik, Methodik und Pädagogik absolviert haben.
 
Was getan werden müsste, um die beruflichen Chancen von Frauen (und Männern) mit meiner Behinderungsart im Lehrberuf zu verbessern: 
Heute wäre es immer noch schwierig, die optimale barrierefreie Schule zu finden. Viele «altehrwürdige» Schulhäuser unterliegen dem Denkmalschutz und einige Schulen haben einen «alten» und einen «modernen» Teil. Auch wenn es einen Lift gibt und vielleicht ein Rollstuhl-WC irgendwo, wurde nicht daran gedacht, dass eine betroffene Person tatsächlich in diesem Gebäude beruflich tätig sein müsste. Für eine/n Lernende/n alle paar Jahre würde es vielleicht genügen, nicht aber für eine Lehrperson, die fast täglich sämtliche Räume und Einrichtungen benutzen muss (Drucker/Kopierer, Lehrerzimmer, Vorbereitungsbüro, Bibliothek, Schulzimmer mit Wandtafel, Tische und Bänke, Türen und Fenster usw.)

Was sonst noch wichtig ist für diesen Beruf: 
Ein gesundes Selbstvertrauen und viel Selbstsicherheit trotz der Behinderung sind eigentlich die Voraussetzungen, um meinen Beruf auszuüben. Die Lernenden, also Jugendliche und junge Erwachsene, haben kein «Problem» mit meiner Behinderung, es interessiert sie gar nicht so. Ein schönes Erlebnis für mich war an einem Elternabend, als ich eine mehrwöchige Vertretung in einer Gymi-Klasse während deren Probezeit absolvierte. Eine Mutter meinte nach dem Gespräch, sie sei völlig überrascht gewesen, dass ich in einem Rollstuhl sitze, ihr Sohn habe zwar sehr viel über den Deutsch-Unterricht und mich als Lehrperson erzählt, aber mit keinem Wort erwähnt, dass ich Rollstuhlfahrerin sei. Offenbar war das kein ihm wichtiges Merkmal und es freute mich sehr, dass die Lernenden diesen Umstand völlig ausblendeten.

Meine Lernenden sind weder mehr, noch weniger respektvoll mir gegenüber als anderen Lehrpersonen ohne Behinderung, und das will ich auch so beibehalten. Noch nie habe ich erlebt, dass sie den Umstand meiner Behinderung ausgenützt oder sich darüber beschwert hätten.
Sie sind zum Teil sehr hilfsbereit und ich muss einfach sagen, wenn ich eine Hilfestellung brauche. Sie müssen vielleicht die Storen, die Leinwand, das Licht usw. bedienen, selber ihre Unterlagen im Kopierraum holen gehen oder schweres Material aus meinem Auto ins Schulzimmer tragen. Letzthin, als ich am Morgen bei strömendem Regen aus dem Auto steigen wollte, stand plötzlich ein Lernender neben dem Auto, hielt seinen Schirm über mich und meinte: «Ich dachte, Sie können jetzt ein schützendes Dach gebrauchen, oder?» Als wir gemeinsam zurückkamen, zogen ihn die anderen auf: «Du Schleimer! Willst du eine gute Note bekommen, gell?» Worauf ich sagte: «Aber klar doch, dafür kriegt er einen Bonus-Sechser!» und sich die anderen gespielt ärgerten: «Nächstes Mal komme ich mit dem Schirm, wenn’s regnet!»

Ich meine, dass meine Schülerinnen und Schüler nie vergessen werden, dass sie eine Lehrperson im Rollstuhl erlebt haben, und damit bedeutet es auch ein bisschen unbewusste Öffentlichkeitsarbeit, die ich nebenher noch leiste.
 
 
Infos zur Ausbildung als Berufsschullehrperson Allgemeinbildung (Link) 

Fachstelle «Studium und Behinderung» Universität Zürich (Link)

Beratende Kommission, in der Personen sitzen, die selber von Behinderung betroffen sind und studiert haben (Link)

 
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Als Teenager war ich total fasziniert von Zahlen. Ich hätte mir sehr gut vorstellen können, bei einer Bank zu arbeiten oder allgemein etwas mit Zahlen zu machen. Heute bin ich als Sachbearbeiterin für Fort- und Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Es ist eine super Mischung: Ich arbeite am Computer, aber auch mit Menschen. Ich darf Ideen einbringen und umsetzen. Meine Meinung ist gefragt. Ich werde akzeptiert wie ich bin. Auch in Bezug auf meine Behinderung erlebe ich zurzeit keine Einschränkungen. Kurz: Ich bin in jeder Hinsicht glücklich mit meiner Situation am Arbeitsplatz. 

Mein Arbeitgeber wusste schon mit der Bewerbung von meiner Autismus-Spektrum-Störung. Ich wollte nicht mehr etwas «vorspielen», sondern einfach ich sein. Als ich mich bewarb, war mir diese Stelle extrem wichtig. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb wollte ich, dass mein Arbeitgeber alle Informationen hat. 
 
Berufwahl
Mein Erstberuf ist Pflegefachfrau. Es war nicht mein Wunschberuf, aber ich wusste nicht recht, wie ich bei der Berufswahl vorgehen sollte. Wie schon gesagt, hätte ich sehr gerne im Bankbereich gearbeitet. Ich liess mich dann aber von meinen Eltern beeinflussen. Sie meinten, ich solle «etwas Richtiges» lernen. Und da schon meine Mutter in der Pflege arbeitete, war die Ausbildung zur Pflegefachfrau naheliegend. 

Während eines Schulpraktikums hatte ich einen Bürojob angeschaut. Dort fand ich es aber extrem schwierig. Es war Grossraumbüro. Auf mich wirkte es sehr laut, hektisch und unstrukturiert. Auch, dass ständig jemand am Rauchen oder Kaffeetrinken war, störte mich. So schob ich den Gedanken an eine Bürotätigkeit sehr schnell wieder auf die Seite. Wären die Rahmenbedingung anders gewesen, hätte mich diese Tätigkeit aber sicher fasziniert und ich hätte mir in diesem Bereich eine Ausbildung gesucht.
 
Berufsausbildung
Während meiner Ausbildung zur Pflegefachfrau wusste ich noch nicht, dass ich im Autismus-Spektrum bin. Ich wirkte wahrscheinlich seltsam, aber ich kam mehr oder weniger durch. An Anfang fiel mir alles sehr leicht, das
Lernen und auch die Abläufe. Als es dann aber auf die Endprüfungen zuging, war ich sehr viel krank und fehlte häufig. Ich fühlte mich in dieser Zeit sehr erschöpft. Damals konnte ich mir das nicht erklären, denn eine Depression hatte ich nicht. Heute denke ich, dass der Kontakt zu so vielen Menschen, die Probeprüfungen und der Prüfungsstress mich sehr gefordert hat.

Zu meiner jetzigen Tätigkeit als Sachbearbeiterin im Dienstleistungssektor bin ich eher zufällig gekommen. Ich suchte eine Stelle und sah ein Inserat in einer Pflegezeitschrift. Zwar konnte ich nicht alle verlangten Kompetenzen durch Weiterbildungen belegen, aber ich war überzeugt, dass ich Fehlendes lernen und einiges davon auch ohne formalen Nachweis konnte. 

Stellensuche
Bei Bewerbungen war das Autismus-Spektrum lange kein Thema, weil ich diese Diagnose erst mit 35 Jahren erhielt. Kurz nach der Diagnosestellung bewarb ich mich in einem Altersheim. Dort erwähnte ich die Diagnose nicht. Zum einen wusste ich selbst nicht, wie damit umgehen, und zum anderen hatte ich Angst, dass es meinen Arbeitgeber negativ beeinflussen würde. Irgendwann teilte ich es dann doch mit. Mir war es sehr wichtig, dass die Vorgesetzten und Kollegen es von mir erfuhren und nicht von jemand anders. Von da an hatte ich das Gefühl, dass meine Vorgesetzten nicht wirklich damit umgehen konnten und ich überdies nicht mehr «ernst genommen» wurde.

Bei meiner jetzigen Stelle, schrieb ich es direkt in die Bewerbung. Diese Stelle wollte ich unbedingt, aber nicht auf einer falschen Basis. Und ich erhielt die Stelle dann ja auch. Das einzige «Hindernis» waren die Mitbewerberinnen. 
 
Empfehlungen / Tipps an Gleichbetroffene
Jede Frau im Autismus-Spektrum ist unterschiedlich und hat andere Fähigkeiten. Genau wie bei Menschen, die nicht behindert sind.
Den Beruf als Pflegefachfrau im Akutbereich würde ich Gleichbetroffenen nicht empfehlen. Dort braucht es sehr, sehr viel Kompensation. Für mich war es eine meiner intensivsten Zeiten in meinem bisherigen Leben.
Der Langzeitbereich ist eher möglich, am besten mit Menschen mit einer Demenz. Dort kann ich mir vorstellen, dass Menschen aus dem Autismus-Spektrum einen guten Zugang finden, denn bei vielen ist das bildliche Denken sehr ausgeprägt.

In einer meiner aktuellen Tätigkeit, als Sachbearbeitern, kommt es ebenfalls auf das Umfeld an und auf die Stärken der einzelnen Personen. Beim richtigen Umfeld kann ich diesen Bereich sehr empfehlen.
 
So können die beruflichen Chancen von Frauen im Autismus-Spektrum verbessert werden: 
  • Es braucht mehr Aufklärungsarbeit.
  • Auf politischer Ebene muss es ebenfalls ein Thema werden.
  • Allgemein muss ein Umdenken stattfinden.
  • Geschützte Werkstätten abschaffen und echte Inklusion leben!
 
Was mir sonst noch wichtig ist im Zusammenhang mit dem Thema Arbeit / Beruf und Frauen mit Behinderung:
  • Es ist viel zu wenig ein Thema in der Öffentlichkeit.
  • Gleichstellung wird thematisiert, aber diejenige von Frau und Mann. Menschen mit Behinderung gehen unter.
  • Frauen mit Behinderung können in jedem Beruf arbeiten, wenn sie die individuell notwendige Unterstützung erhalten. Jeder Menschen ist anders, und es gibt auch bei der gleichen Art von Behinderung unterschiedlichen Bedarf an Unterstützung. Wäre dies mehr Arbeitgebern bewusst, würde das in vielen Fällen schon reichen als Unterstützung. 

Infos zum Beruf Pflegefachperson (Link)
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Ich arbeite als Redaktorin bei einer Tageszeitung. Dort gestalte ich die Leserbriefseiten und habe Kontakt mit den Leserinnen und Lesern der Zeitung. Bei der Zufriedenheit würde ich 7 von 10 Punkten geben. Mir gefällt, dass ich mit Sprache und mit Menschen zu tun habe. Ich erfahre, was die Leute so denken und wie eine Medienkampagne funktioniert. Die Stelle ist sehr genau auf meine krankheitsbedingten Bedürfnisse zugeschnitten. (Ich bin aufgrund der Krankheit zunehmend hörbehindert und kann jederzeit einen starken Schwindelanfall erleiden.)
Im Umgang mit Lesern ist meine Behinderung jedoch tabu, das macht mir – besonders am Telefon – manchmal zu schaffen. Was mir auch fehlt, ist eine Zukunftsperspektive. Das wirtschaftliche Umfeld von Zeitungen ist sehr schwierig, ich weiss nicht, ob es meine Stelle in ein paar Jahren noch gibt. Gleichzeitig sehe ich im Moment keine richtigen Entwicklungsmöglichkeiten. 

Ausbildung und Berufswahl
Ich habe an der Uni Bern Englische und Deutsche Literatur studiert. Natürlich wusste ich: Wenn ich nicht Gymilehrerin werden wollte, war das keine Qualifikation für einen Beruf. Das war damals nicht ganz einfach. Ich war aber jung und gesund und habe den Einstieg in den Jourrnalismus geschafft.

Journalistin war mein Traumberuf, aber ich merkte das eigentlich erst, als ich ihn ausübte. Ich bin fast zufällig in den Beruf gerutscht, durch die Beziehungen eines Freundes, der bereits im Journalismus Fuss gefasst hatte. 
Während meines Studiums war ich Bibliotheksassistentin. Mich störte aber eine gewisse Monotonie in dem Beruf – ich wollte mich nicht nur mit Karteikarten beschäftigen.

Stellensuche / Erfahrungen am Arbeitsplatz
Seit ich weiss, dass ich die Krankheit habe, musste ich noch keine Stelle suchen. Meine gesundheitlichen Probleme kamen erst, als ich schon ungefähr 15 Jahre bei der Zeitung gearbeitet hatte. Das machte dann eine IV-Abklärung nötig, bei der mich mein Arbeitgeber stark unterstützt hat – und auch eine Umplatzierung innerhalb des Betriebes. 
Mein Arbeitsplatz ist wie gesagt gut auf meine Behinderung eingerichtet – ich könnte aber nicht mehr im eigentlichen Tagesjournalismus arbeiten, das würde mein Gehör und wohl auch meine Kräfte überfordern. Mein derzeitiger Arbeitsplatz gilt als geschützter Arbeitsplatz. An eine Weiterentwicklung war lange Zeit gar nicht zu denken, wegen des Krankheitsverlaufs. Ich weiss nicht, ob es noch Entwicklungsmöglichkeiten gibt, wenn sich die Situation stabilisiert hat.

Empfehlungen an Gleichbetroffene
Den Journalismus als solches würde ich jemandem mit Gehörproblemen eher nicht als Berufsfeld empfehlen. Man muss schnell und agil kommunizieren können. Ich weiss nicht, ob auf Online-Redaktionen weniger telefoniert wird, aber im Allgemeinen braucht man in diesem Beruf sein Gehör. Wer mehr Ruhezeiten benötigt als «Gesunde», sollte diesen Beruf ebenfalls nicht ergreifen. Er ist geprägt von unregelmässigen Arbeitszeiten, man muss flexibel sein und kann seine Kräfte nicht schonen, wenn die äusseren Umstände einen erhöhten Einsatz erfordern. Meinen jetzigen Arbeitsplatz habe ich nur bekommen, weil ich mich vorher, noch einigermassen gesund, bei meinem Arbeitgeber jahrelang ziemlich ins Zeug gelegt hatte. Solche «geschützten» Arbeitsplätze sind in der Branche rar.
 
Von grossem Vorteil ist ein Studium in einem Kommunikationsfach (Fachhochschule oder Uni). Zunächst einmal sollte man andere Einkommensquellen erschliessen, dann nach einem Praktikumsplatz suchen, vielleicht bei einer Online-Redaktion, damit man austesten kann, ob es geht. Allenfalls bei Schwerhörigen-Organisationen Beratung oder eine Stelle in der Kommunikation.
Bei Einschränkungen des Gehörs braucht es gute Telefonanlagen (nicht selbstverständlich!). Von Vorteil sind Ruhemöglichkeiten im Fall eines Schwindelanfalls. Aber eben: Es braucht in diesem Beruf viel Flexibilität, Einsatzbereitschaft zu unregelmässigen Arbeitszeiten, man kann sich die Arbeitszeit schlecht selber einteilen, es herrscht immer Termindruck. Das ist im Grunde nichts für Leute, die nicht stressresistent sind.
 
Handlungsbedarf  
Im Grunde bräuchte es die Bereitschaft der Gesellschaft, kurzzeitige Ausfälle wegen Begleitsymptomen von Krankheiten (bei mir: Schwindel)  zu akzeptieren und Stellen nötigenfalls doppelt zu besetzen (utopisch). Ferner braucht es gute Höranlagen in allen öffentlichen Räumen und gute Telefonanlagen.
 
Auch wenn sich meine Einschätzung der Arbeitschancen in der Zeitungsbranche eher pessimistisch anhören mögen: Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass immer wieder mal Türchen aufgehen. Eine querschnittgelähmte Freundin von mir konnte kürzlich in die Kulturberichterstattung einer Online-Redaktion einsteigen. Sie kann sich ihre Arbeitszeit gut selber einteilen und steht unter relativ wenig Druck, eine Traumsituation. Allerdings ist sie sehr schlecht bezahlt – aber sie hat immerhin die Chance eines Einstiegs bekommen.

Infos zum Beruf Redaktor/in (Link)

Infos zum Beruf Journalist/in (Link)
 
Innerhalb beider Berufe gibt es zahlreiche Spezialisierungen, die zum Teil wenig bekannt sind. Reinschauen lohnt sich. 
 
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Ich habe mir immer gewünscht, in meinem Beruf etwas für die Entwicklung unserer Gesellschaft beizutragen. Ich wollte für ein Thema einstehen und auf positive Weise etwas verändern. Es macht mich sehr glücklich, dass ich dies seit rund zehn Jahren im Bereich Inklusion und Vielfaltsförderung machen kann. Und ich wünsche mir, dass ich weiterhin die Chance bekommen werde, dies zu vertiefen und auszubauen.

Meine heutige Situation entspricht zu 100 Prozent meinen Wünschen. Als Projektleiterin und Geschäftsleitungsmitglied der Organisation blindspot kann für ein Thema einstehen, innovative Ansätze verfolgen und dynamisch auf aktuelle Situationen reagieren. Ich habe viele Freiheiten und Mitwirkungskompetenzen. Die persönliche Weiterentwicklung wird stark gefördert, und auch das Team ist toll.
Was mir fehlt, ist genügend Zeit, um alles unter einen Hut zu bringen. Da ich im Beruf sehr engagiert bin, habe ich manchmal auch etwas wenig Zeit für Freunde. Und gewisse Strukturen, die aufgrund meiner Behinderung von Vorteil wären. 
 
Besondere Anforderungen 
Um mithalten zu können, muss ich persönlich sehr viel aufwenden. Ich werde gefordert, muss mich gezielt einbringen, um wahrgenommen zu werden. Ich muss meine Bedürfnisse immer wieder anmelden und auch gewisse Grenzen aufzeigen. Manchmal geht vergessen, dass gewisse Dinge für mich anstrengender sind.

Ich glaube, für Aussenstehende ist es generell schwierig zu erfassen, was es bedeutet, mit einer Behinderung im Berufsleben zu stehen. Man muss immer wieder neue Strategien zu entwickeln, um Herausforderungen zu meistern (zum Beispiel auch mal ohne Hilfsmittel). Es braucht ein gutes Netz mit ausgewählten Assistenten.
Es gibt auch Leute, die denken: «Wenn du so viel arbeiten kannst und erfolgreich bist, kann deine Behinderung nicht so stark sein.» Diese Annahme ist meiner Ansicht nach falsch und suggeriert ein gefährliches Bild von Behinderung, Wert und Leistungsfähigkeit.
 
Berufwahl
Mir wurde empfohlen das KV oder den Gymer zu machen – das sei gut und aussichtsreich für Menschen mit Sehbehinderung. Man hörte nicht hin, was meine Wünsche waren. Ich wollte mit Menschen arbeiten, etwas im Sozialberich machen.

Meine B+U (Fachperson für Beratung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit einer Körper- oder Sehbehinderung) war die einzige, die mich auf meinem Weg unterstützte. Dank ihr konnte ich ein Praktikum im Sozialen machen und fand so eine Lehrstelle als Sozialagogin (heute Fachperson Betreuung, FaBe). Ich habe mir immer gesagt, das Erste, was ich lerne, will ich aus Überzeugung machen und nicht, «weil es ideal ist mit einer Sehbehinderung». Ich war überzeugt, dass ich noch oft im Leben etwas tun muss, weil es aufgrund der Behinderung nicht anders geht. Aber diesen Kompromis schon bei der Lehre zu machen, war für mich nicht sinnvoll.
In der Berufsschule mussten sich zuerst alle daran gewöhnen, eine Mitschülerin mit Sehbehinderung zu haben, und es dauerte eine Weile, bis ich den Sonderstatus verlor. Die grossen Schwierigkeiten kamen dann bei den Abschlussprüfungen, da ich den Nachteilsausgleich einforderte und niemand wusste, wie vorgegangen werden muss. In der Berufspraxis begegnete man mir teilweise sehr ablehnend, im Sinne von: «Wenn ein Mensch mit Behinderung meine Arbeit verrichten kann, ist meine Arbeit nichts wert.»  
 
Ich habe auch den Beruf der Drogistin angeschaut, aber da gab es zu viele Tätigkeiten, die unlösbar gewesen wären, zum Beispiel Pflanzenkunde, Genauigkeit bei Produkten, Kassen-System usw.
Auch Tierarzt-Assistentin hätte mich interssiert. HIer waren die Hürden meine Angst vor Blut, und visuelle Anforderungen bei Operationen, beim Spritzen geben usw. 
 
Empfehlungen für die Berufsausbildung
Wichtig sind gute Absprachen. Wer kann was und wie kann man Aufgaben im Team verteilen? Gewisse Dinge kann ich aufgrund meiner Behinderung nicht erledigen, dafür kann ich in anderen Bereichen meine Teamkollegen entlasten. Häufige Themen waren: Verantwortung übernehmen (ist es gegenüber Dritten vertretbar, wenn eine Mitarbeitende mit Behinderung diese Arbeit verrichtet?), Akzeptanz, Zutrauen, Wertschätzung, Leistungsfähigkeit: Ist diese abhängig vom Mensch und Kompetenzen oder von der Behinderung?). Oft mussten meine Teamkollegen ihr Bild von einem Menschen mit Behinderung überdenken und anpassen. Danach löste sich vieles von selbst. Erleben und kommunizieren sind zwei wichtige Punkte. Und man sollte dem Thema Behinderung neugierig und offen gegenüber stehen, es aber auch nicht zu fest gewichten.
 
Stellensuche
Die Stellensuche gestaltete sich sehr schwierig. Dossiers kamen umgehend zurück – in meinen Zeugnissen sowie im Lebenslauf war die Behinderung erwähnt. Nur über persönliche Kontakte kam ich zu Bewerbungsgesprächen. Während der Lehre wurde mir gesagt, die Abschlussnote sein insbesonder bei mir sehr wichtig. Ich schloss mit 5.7 ab und es half gar nicht.
Das wichtigste ist ein gutes Netzwerk, gute Referenzen und Empfehlungen. Qualität und Kompetenz spricht sich herum. Auch muss man viel investieren, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu präsentieren. Ich habe viel im Bereich Freiwilligenarbeit gemacht, um Erfahrungen zu sammeln und Menschen kennen lernen.
 
Empfehlungen an Gleichbetroffene
Wenn man etwas mit Leidenschaft und Überzeugung anpackt und auf Menschen trifft, die das Potential erkennen, ist unglaublich viel möglich – in welchem Beruf auch immer.

Man sollte für seine Bedürfnisse einstehen aber auch bereit sein, Kompromisse einzugehen. Die Behinderung darf Raum einnehmen, aber dann auch mal «verschwinden». Man soll gemeinsam Lösungen suchen und bereit sein, sich hin und wieder überdurchschnittlich zu engagieren. Man soll sich vernetzen, offen kommunizieren und sich persönlich und beruflich weiterbilden.

Wie die beruflichen Chancen von Frauen mit Sehbehinderung verbessert werden könnten
Mutige Arbeitgeber sollten belohnt und ihre Erfahrungen multipliziert werden. Beratende (BIZ, HR usw.) müssen besser geschult und sensibilisiert werden. Generell muss das Thema Behinderung im Arbeitsmarkt «entschärft» werden.
 
Was sonst noch getan werden muss
Es braucht eine breite Sensibilisierung im Bezug auf Teilhabe, Mitwirkung usw. von Menschen mit Behinderung. Der Bezug zu Behinderung und der Umgang mit Betroffenen muss normalisiert werden. «Gute» Beispiele müssen gezeigt und Prozesse sorgfältig begleitet werden. In schwierigen Situationen ist eine rasche und unkomplizierte Unterstützung entscheidend. Wenn erst bei einem Problem reagiert wird, ist es oft zu spät.
Zudem muss der Fokus auch auf das Umfeld gerichtet werden: Arbeitskollegen, Betriebsleitung und Geschäftspartner sind wichtig! 

 
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Als junge Frau wollte ich Handarbeitslehrerin werden. Heute arbeite ich als Fachfrau Grundstückgewinnsteuer bei einer grösseren Gemeinde. Auf der Zufriedenheitsskala von 1 bis 10 würde ich in beruflicher Hinsicht 7 Punkte geben. Ich kann selber entscheiden und trage Verantwortung. Ich habe Kundenkontakt. Viele Geschäfte sind anspruchsvoll. Das gefällt mir. Auch das Team ist gut, wir haben eine moderne Infrastruktur und der Arbeitsplatz ist relativ sicher.  
Mein Job ist allerdings sehr kopflastig und der rechtliche Rahmen ist eng. Mir fehlt Raum für Kreatives und Handwerkliches. Was mir auch fehlt: bessere IT-Unterstützung, gute finanzielle Perspektiven (Pensionskasse muss saniert werden). 
 
Berufwahl
Obwohl ich eine gute Schülerin war, durfte ich wegen meiner Hörbehinderung nicht ans Gymi, da meine Eltern eine Überforderung befürchteten. Ich wählte die Notariatslehre, weil dies der einzige Weg war, doch noch an die Uni zu können. (Das Notar-Studium ist ohne Matura möglich.) Zudem gefielen mir die alten Schriften und Bücher. Mein Vater half mir, eine Lehrstelle zu finden, was trotz vielen Mitbewerbungen gelang.

Als einziges Mädchen besuchte ich während der Sekundarschule die Elektronikkurse für die Burschen. Es machte mir grossen Spass, einen Radio oder Fernseher zusammenzubauen. Der Berufsberater empfahl mir, Elektro-Technikerin zu werden. Doch wäre dazu wieder eine Matura nötig gewesen.
 
Berufsausbildung
Die Lehre verlief gut. Damals konnte ich auch noch telefonieren. Nur im KV gab es gewisse Probleme. Zum Beispiel wanderte der Lehrer beim Diktieren durch die Klasse, so dass ich nicht mehr Lippenlesen konnte. Meine Abschlussprüfung in Steno war ein Fiasko. Ich war gewohnt, dass der Lehrer zuerst den Satz sagte und danach eine Pause machte, damit wir schreiben konnten. An der Abschlussprüfung sprach der Experte zwar langsam, aber ohne Pause. So konnte ich nur immer einen Teil ablesen und aufschreiben… Damit hatte ich nicht gerechnet und war verzweifelt.
 
Im Studium fehlte der Kontakt zu den Dozenten, weil etwa 300 Studenten gleichzeitig in einer Vorlesung sassen. Das Ablesen erforderte eine grosse Konzentration. Mitschreiben war für mich nicht möglich. Es war schwierig, bei anderen die nötigen Infos aufzutreiben (jeder schreibt nur auf, was für ihn wichtig ist).
Ich habe schliesslich nur einen Teil der Prüfungen bestanden.
 
Generell war ich damals noch nicht in der Lage, mich zu wehren und meine Rechte einzufordern. Ich hatte ja vorgängig die Regelschulen besucht und keinerlei Unterstützung erhalten (damals gab es noch keine integrative Schulung). Ich war auf mich allein gestellt und musste zuerst lernen, das Handicap zu akzeptieren (zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe). Da die Hörbeeinträchtigung ständig zunahm, war dies ein jahrelanger, mühevoller Prozess.
 
Stellensuche
Aufgrund meiner Leistungen und dank guten Kontakten innerhalb meines Berufszweiges hatte ich lange keine Probleme, jeweils eine neue Stelle zu finden. Erst als das Alter zum entscheidenden Faktor wurde, war es nicht ganz einfach, sich beruflich nochmals zu verändern.
 
Da ich komplett ertaubte, konnte ich länger keinen Kundenkontakt mehr haben. Beratungsgespräche waren zu komplex, Sitzungen zu anstrengend. Der Einsatz eines Dolmetschers wurde nicht zugelassen (wird von Kunden nicht akzeptiert, weil höchst persönliche Themen besprochen werden). Dadurch stagnierte die berufliche Entwicklung. Erst mit der Cochlea-Implantation erreichte ich eine Verbesserung meiner Situation.
 
Generell haben Vorgesetzte und Kollegen viel Rücksicht genommen und Verständnis gezeigt für meine Grenzen.
 
Empfehlungen
Grundsätzlich kann ich den Beruf (Notariatsangestellte) weiter empfehlen, sofern auf die spezifischen Bedürfnisse von Hörbeeinträchtigten eingegangen werden kann. Je grösser das Notariat, je eher sind individuelle Lösungen denkbar. Der Arbeitsplatz sollte wegen den Immissionen nicht in der Nähe des Kundenschalters sein.

Handlungsbedarf
Aus meiner Sicht sind Männer und Frauen in meinem Beruf gleichgestellt. Ich habe deshalb keine frauenspezifischen Verbesserungsvorschläge.
Generell muss ein Anspruch darauf bestehen, dass der Arbeitsplatz technisch optimal ausgerüstet wird, um trotz Hörbeeinträchtigung möglichst gut arbeiten zu können (Telefon, FM-Anlage, Konferenzmikrofon etc.).

Empfehlung an Gleichbetroffene 
Grundsätzlich soll frau einen Beruf wählen, der ihren persönlichen Werten und Fähigkeiten entspricht (also unabhängig von Prestige und finanziellen Anreizen etc.).
Sehr wichtig scheint mir, beruflich flexibel zu bleiben, sich ständig weiterzubilden. Aufgrund der Digitalisierung verändert sich das berufliche Umfeld in den meisten Sparten rasant.
 
  
Bitte einsenden an: info@avantidonne.ch     oder per Post an:
avanti donne, Angie Hagmann, Alpenblickstrasse 15, 8630 Rüti
 
Nach Erhalt Deiner Antworten werde ich mit Dir Kontakt aufnehmen, um den Grad der Anonymisierung zu besprechen. Diesen bestimmst Du selber. (Die Webseite kann auch für Werbung in eigener Sache genutzt werden, zum Beispiel für Stellensuchende und Selbständigerwerbende / Freelancerinnen.) 


Infos zum Beruf Kauffrau/Kaufmann EFZ Notariate Schweiz  (Link)
(Grundbildung)

Infos zum Beruf Notar/in (Link)

 
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Da sich meine körperliche Situation verändert hat, bin ich zurzeit daran, mich beruflich umzuorientieren. Ich bin bei der Mobilität und der Muskelkraft eingeschränkt.

Berufwahl
Nach der Schule wusste ich noch nicht genau, was ich machen will. Deshalb habe ich mich angestrengt, um das Aufnahmeverfahren fürs Gymnasium zu schaffen, was mir nach der 9. Klasse auch gelungen ist. So hatte ich nochmal vier Jahre Schonfrist, was die Berufswahl anging. Die vier Jahre vergingen aber wie im Flug, und ich hatte mich immer noch nicht entschieden.

Gestalten war schon immer eine Leidenschaft von mir und so hatte ich dann dieses auch als Schwerpunkt im Gymnasium. Kurz vor der Matur habe ich eher zufällig von einem neuen Vorkurs (das ist die 1-jährige Grundausbildung und die Bedingung für viele gestalterischen Berufsausbildungen) an der Hochschule der Künste Bern erfahren. Während diesem Jahr hatten wir dann eine Projektwoche Fotografie, und da wurde mir bewusst, dass dies ein guter Beruf für mich sein könnte.

Obwohl auch mein Vater Fotograf ist und ich schon immer viel und gerne fotografiert habe, hatte ich erst da die Idee. Ich habe mich dann also für die Fotoklasse an der Kunsthochschule in Zürich angemeldet und wurde wider Erwarten aufgenommen. Beim Umsetzen meiner beruflichen Wünsche wurde ich von meinen Eltern sehr stark unterstützt und habe dann jeweils zusammen mit ihnen bei der IV dafür gekämpft, dass mein Wunsch akzeptiert wird.
 
Ich war übrigens auch mal als Goldschmiedin schnuppern. Ich fand es aber dann schon nach wenigen Tagen eher unbefriedigend, wenn sich die Welt auf ein 2x2 Zentimeter grosses Werkstück beschränkt.
 
Berufsausbildung
Ich hatte das Glück, an jeder Schule auf mindestens einen Menschen zu treffen, der mich darin unterstützt hat, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Dies einerseits auf die Hindernisse in den Köpfen der anderen Beteiligten gegenüber, aber auch ganz konkret bei baulichen Anpassungen. Die Ausbildung an sich unterschied sich ansonsten nicht von jener meiner Mitstudierenden.
 
Stellensuche
In der Fotografie ist es mittlerweile allgemein sehr schwierig geworden, eine feste Stelle zu finden. Ich hatte das Glück, dass mir dies noch während der Ausbildung gelungen ist, und so habe ich jetzt neun Jahre zu 40 Prozent für den gleichen Arbeitgeber fotografiert. In diesem Beruf ist es auch nicht ungewöhnlich, sich selbständig zu machen. Dies ist aber besonders als Berufseinsteiger ohne die entsprechenden Kontakte eine sehr grosse Herausforderung.
 
Empfehlungen
Aufgrund der Entwicklung des Berufes würde ich heute niemandem mehr empfehlen, diesen zu erlernen, unabhängig ob mit oder ohne Behinderung. Um in diesem Beruf gute Chancen zu haben, muss frau sich durch grosse Kreativität von der Masse abzuheben versuchen.
 
Handlungsbedarf
Besonders die Berufsberater der IV müssten offener werden und nicht allen Rollstuhlfahrenden zu einer KV-Lehre raten. Ich hoffe aber, dass sich das mittlerweile bereits geändert hat. Ich glaube, dass die in Aussicht gestellte Erfüllung eines bestimmten Berufswunsches die beste Motivation ist, um erfolgreich eine Ausbildung abzuschliessen.

Infos zum Beruf Fotograf/in EFZ (Link)

Infos Fotografin/in, Weiterbildungsberuf (Link)

 
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Nach der Matur habe ich lange überlegt, was ich studieren wollte. Physik war zwar interessant, aber damals konnte man nur LehrerIn werden oder in die Waffenindustrie gehen, und das wollte ich nicht. Philosophie hätte mir auch gefallen, aber ich nahm an, dass man danach wohl nicht von diesem Studium leben könnte. 
So habe ich mich für den Pflegeberuf entschieden. An der Pflege faszinierte mich, dass man ganz nahe an den grossen Fragen des Lebens ist (was ist der Sinn des Lebens? Was ist der Sinn von Leiden?) und dass es einer der wenigen Berufe ist, in dem es eine fruchtbare Mischung von naturwissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Themen gibt.

Heutige Tätigkeit
Aktuell arbeite ich als Pflegeexpertin in einem Akutspital. Meine hauptsächlichen Tätigkeiten sind:
  • Coaching von Pflegefachpersonen, Pflegeteams, Mitglieder des Pflegekaders zu Pflegefachthemen und bei schwierigen Patientensituationen
  • Weiterbildungen für Pflegefachpersonen und Pflege-Studierende
  • Schreiben und Aktualisieren von Standards des Pflegediensts
  • 2 – 3 Tage pro Monat im Schichtdienst in der direkten Pflege
  • Beratung des Informatikteams bei Softwareanpassungen, die die Pflegedokumentation betreffen
  • Leitung einer nationalen Ethikkommission
Mit meinem Beruf und mit meiner jetzigen Arbeitsstelle bin ich sehr zufrieden. Ich kann Fachwissen einbringen und habe Kontakt mit PatientInnen. Schön ist auch das Gefühl, Pflegenden und PatientInnen immer wieder einmal etwas leichter machen zu können. Ich arbeite in einem kleinen Spital, in dem nur zwei Pflegeexpertinnen tätig sind, die fast alle Themen abdecken. So kann ich mich immer wieder in spannende Aufgaben und Fragestellungen vertiefen. Auch die Arbeitsatmosphäre ist gut.
Ein einziger Wunsch wäre ein höherer Anteil an direkter Pflege. Dass nicht mehr möglich ist als die zwei bis drei Tage pro Monat, liegt aber nicht primär an der Arbeitsstelle, sondern an meinen körperlichen Möglichkeiten.


Besondere Anforderungen aufgrund der Behinderung
Ich lebe mit einer chronischen Erkrankung des Bindegewebes, die verschiedene Behinderungen mit sich bringt. Ursache davon ist ein Fehler im genetischen Code für den Zusammenbau des Bindegewebes, so dass der Anteil an elastischen Fasern im Vergleich zu straffen Fasern zu hoch ist. Dadurch sind die Gelenke überbeweglich (Stichwort Schlangenmensch) und daher bei Krafteinwirkung leicht zu verletzen. Folge davon sind häufige Verstauchungen und Überlastungen wie chronische Sehnenscheidenentzündungen und chronische Schmerzen in den Gelenken.

Da Bindegewebe auch in der Haut und in den Blutgefässen ist, kämpfe ich ab und zu gegen schwarz werden durch zu tiefen Blutdruck (vor allem in der Jugend und im Frühling, wenn es schnell warm wird). Zudem bin ich sehr kurzsichtig, weil meine Augen viel zu weit in die Länge gewachsen sind. Dadurch habe ich schon seit langem Mühe, Distanzen korrekt einzuschätzen. Beeinträchtigend wurden meine Sehfähigkeiten aber erst in den letzten paar Jahren. Warum weiss ich nicht genau.   
Behinderungsbedingt muss ich im Alltag einige Klippen umschiffen bzw. achtsam mit meinem Körper umgehen.
  • Lange Strecken gehen
    • Ich trage in der direkten Pflege oder an schlechten Tagen immer hohe Künzlischuhe mit Einlagen, was mich nicht stört
    • 3 Tage direkte Pflege am Stück sind meistens das Maximum, das ich schaffe; ich lasse das auch so einplanen
    • Es gibt viele Tätigkeiten, die frau in der direkten Pflege im Sitzen tun kann, z.B. Blutentnahmen, Gespräche führen. Zudem habe ich gemerkt, dass die Patienten es schätzen, wenn ich mehr Tätigkeiten auf derselben Augenhöhe, also sitzend neben dem Bett, mache. Da ist meine Situation aus  Patientensicht sogar ein Vorteil.
  • Schmerzen in den Handgelenken, wenn ich viel tippen muss.
    • Ich versuche, wenn möglich die Beratungssequenzen und die Zeit am Computer zum Tippen sinnvoll zu verteilen, also wenn möglich nicht einen ganzen Tag am Computer zu verbringen.
    • Ich passe gut auf, dass ich an einer für mich guten Tastatur arbeite; es gibt bei uns 3 Tastaturtypen im Spital und zwei gehen für mich relativ gut. Im Notfall habe ich meine Bürotastatur auch schon in den IT- Testraum mitgenommen um sicherzustellen, dass ich nicht einen Tag mit einer für mich unpassenden Tastatur tippen muss
    • Ich habe ein höhenverstellbares Pult. Das verstelle ich manchmal auch nur wenige Zentimeter um den Winkel in den Handgelenken beim Tippen zu verändern. Träumen tue ich  davon, dass für die Ärzte die Spracherfassung zum Diktieren eingeführt wird – dann könnte ich eventuell auch davon profitieren
    • Ab und zu verwende ich auch Handgelenksschienen
  • Schnelles Einfangen von Verletzungen bei ungeschickten Bewegungen mit Lasten
    • Bevor ich einen Patienten bewege, also aufnehme oder im Bett hochrutsche, nehme ich mir immer einen kurzen Moment Zeit um zu spüren, ob ich gut dastehe (keine verdrehte Position, Knie nicht überstreckt…) und ob die Bewegung, die ich gleich ausführen werde, für mich gut ist. Wenn wir zu zweit mobilisieren, sage ich auch, dass ich noch einen Moment Vorbereitung brauche – das geht gut. Vielleicht profitieren auch die Patienten, weil sie einen Moment länger Zeit haben sich auf die kommende Bewegung vorzubereiten.
  • Schwacher Kontrast auf dem Bildschirm und tanzende Fäden im Sichtbild  auf hellen Hintergründen
    • Ich habe als Grundeinstellung 125% Bildschirmgrösse und arbeite mit einem Hochkontrastdesign (über Systemeinstellungen) mit heller Schrift auf schwarzem Untergrund
    • Wenn das Layout wichtig ist z.B. für gedruckte Broschüren lasse ich immer eine Kollegin über die definitive Version entscheiden
  • Sehen in die Ferne bei schlechtem Licht
    • Mich in Räumen zuerst orientieren und mir merken, wo was ist – das hat mein Gedächtnis unterdessen gut trainiert
    • Leute an der Stimme erkennen (finde ich aber meistens schwierig)
  • Schwarz werden bei schnellem Aufstehen und Gefühl von etwas unklar denken zu können (tiefer Blutdruck)
    • Irgendwann habe ich mal rausgefunden, dass das Problem kleiner ist, wenn ich leicht friere. Darum habe ich im Büro die Heizung abgestellt und arbeite wenn möglich kurzärmlig. Ich habe das Glück ein eigenes Büro zu haben. Dies ist aber nur Komfort; es geht auch, wenn es warm ist
    • Langsam aufstehen, wenn ich in die Knie gegangen bin, schauen das etwas in der Nähe ist, an dem ich mich kurz festhalten oder anlehnen kann, falls mir schwarz würde.
Berufwahl
Da meine Behinderung bei der Berufswahl zur Pflegefachfrau noch nicht bekannt war, kam auch niemandem in den Sinn, mich als dafür ungeeignet zu halten. So konnte ich einfach meinen Interessen und Wünschen nachgehen. Zudem war die Phase zwischen 18 und 29 die körperlich beste in meinem Leben.
 
Als ich dann mit 29 Mühe mit Gehen bekam (chronische Sehnenscheidenentzündung am Fuss), sah ich das als Hinweis, dass ich nach der Grundausbildung und fast 4 Jahren Berufserfahrung weitermachen und Pflegewissenschaft studieren sollte.

Abgesehen von einem mühsamen Sozialarzt, den ich aufsuchen musste, weil ich zu lange in der direkten Pflege krankgeschrieben war, erlebte ich kaum Widerstände. Der Arzt erklärte mir, dass es das Hypermobilitätssyndrom (so hiess meine Krankheit vor 20 Jahren noch) nicht gäbe und fand meine Grundausbildung zu teuer für einen Berufswechsel. Was dieser Arzt nicht wusste und wohl auch nicht wissen wollte: Meine Grundausbildung plus 2 Jahre Erfahrung waren Pflichtkriterien, um zum Pflegestudium überhaupt zugelassen zu werden.
 
Berufsausbildung
Während der Grundausbildung in Pflege hatte ich kaum gesundheitliche Probleme
Während des Studiums an der Universität Basel benutzte ich zeitweise eine Spracherfassung. Diese Programme waren damals aber noch sehr langsam und haben jedes zweite Wort falsch verstanden, so dass es nur eine kleine Hilfe war.
In dieser Zeit arbeitete ich etwa 50% in der direkten  Pflege, was für mich gerade machbar war. Zudem hatte ich eine super Chefin, die mich anfragte ob ich die Ferienvertretung unserer Diabetesberaterin machen würde. Das machte ich sehr gerne, und es entlastete meine Gelenke enorm, da ich weniger auif der Station arbeitete.
 
Stellensuche
Ich hatte die Stelle schon, als meine Beeinträchtigungen schwieriger wurden. Ich hatte und habe das Glück, dass mein Arbeitgeber vor allem meine Leistung sieht und nicht meine Behinderungen.
Bei einem Stellenwechsel bin ich nicht sicher, wie einfach das wäre – ob ich wieder eine so perfekt auf meine Wünsche und körperlichen Bedürfnisse passende Stelle als Pflegeexpertin finden würde. Grundsätzlich glaube ich aber, dass es klappen würde.
 
Empfehlungen an Gleichbetroffene
Pflegefachfrau: Die Ausbildung sehe ich als gewissen Engpass. Man muss die körperlichen Möglichkeiten haben, das 3 bis 6 Jahre durchzustehen – je nachdem, welchen Bildungsweg man wählt, also Fachperson Gesundheit und dann höhere Fachschule oder eine mittlere höhere Schule und dann Fachhochschule für Pflege. Helfen könnte, wenn man sich für die Ausbildung in einem Bereich anstellen lässt, wo der körperlich anstrengende Teil nicht so gross ist, z.B. in der Psychiatrie oder im Wochenbett, wo man nicht so schwer heben muss.
 
Spezialisierung: Nach  der Grundausbildung kann man sich schnell auf körperlich weniger anstrengende Gebiete wie Pflegeexpertin oder Diabetesberaterin oder etwas Ähnliches spezialisieren, also sich ein möglichst passendes Arbeitsumfeld suchen. 
 
Wenn man die körperlichen Fähigkeiten für die Grundausbildung hat und wirklich in die Pflege möchte, dann empfehle ich, es zu tun. Auch da: Nicht gleich aufgeben! Es gibt Institutionen, die einen direkt anstellen für die Ausbildung, da hat man die Chance sich evtl. etwas Angepasstes zu suchen. Allerdings muss man meistens ein Praktikum in einem anderen Bereich machen, der körperlich anstrengender sein könnte.

Bei körperlichen Einschränkungen ist wahrscheinlich der schulisch gestützte Weg über die Fachhochschule einfacher. Ausserdem: Je besser die Grundausbildung schulisch, desto einfacher ist es, sich nachher in einer passenden Nische zu spezialisieren.

Sehr wichtig zu wissen finde ich: Wenn man erst einmal durch die Grundausbildung durch ist, hat man sehr viele Möglichkeiten und es gibt sehr viele gute Nischen. Schwieriger könnte es werden, den Arbeitgeber zu überzeugen, dass man genügend leistungsfähig ist.
 
Was getan werden müsste, um die beruflichen Chancen von Frauen mit meiner Behinderungsart zu verbessern: 
EDS wird von Ärzten häufig mit Schlangenmenschen verbunden, man wird mit seinen Beschwerden nicht sehr ernst genommen. Das ist manchmal enorm lästig und belastend. Andererseits hat man auch die Chance, dass einem die Leute mehr zutrauen, weil sie denken, es sei alles nicht so schlimm und nicht so schwierig.
 
Manchmal ist es schwierig, die Hilfsmittel finanziert zu bekommen, die man braucht. Ich bezahle fast alles selber. Zugegeben, ich habe andere Ideen als die IV wie man zu guten Hilfsmitteln kommt, und ich verdiene genug, um in Schienen oder Spezialschuhe selber investieren zu können. Wenn man finanziell knapp ist, dann kann es schwierig werden.
 
Und was den Rest angeht: Ich glaube, das ist ein allgemeines Problem in dem Sinne, dass unsere Gesellschaft alles schnell und mit hübscher Fassade haben möchte und möglichst nicht abweichend von den Normvorstellungen von Schönhêit und Effizienz. Da müsste man daran arbeiten – dass die Menschen erkennen und verstehen, dass Unterschiede das Leben enorm bereichern und Lösungen für Probleme ermöglichen, die aufgrund von Norm- und Effizenzvorstellungen nicht gesehen werden.
 
Auch wichtig im Zusammenhang mit Arbeit / Beruf und Frauen mit Behinderung: 
«Frau sein» heisst nicht, frau wird mit Kindern und Haushalt glücklich, nur weil sie Frau ist und behindert. Wir haben genauso Wünsche für eine uns erfüllende Tätigkeit wie alle anderen Menschen auch. Ausserdem kommt einem beim haushalten ja die Behinderung genauso in den Weg wie bei anderen Tätigkeiten
 
Unterschiede zur Norm  sind immer auch Chancen, Dinge und Probleme anders zu sehen, anders zu verstehen und anders anzupacken – vielleicht sogar besser. Ich  bin überzeugt, dass unsere Gesellschaft und unsere Welt nicht auf den Pool an spezifischem Wissen und spezifischen Erfahrungen von behinderten Frauen verzichten soll und kann!


Infos über die Ausbildung zur Pflegefachperson bzw. Pflegeexpertin (Link) 
 
 
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Als Geschäftsführerin einer Stiftung besteht meine Tätigkeit zur Hauptsache im Koordinieren und Organisierungen sowie in Projektarbeit und administrativen Arbeiten. Das Aufgabenspektrum ist breit, ich kann sehr selbstständig arbeiten und habe eine hohe Selbstverantwortung. Mit meiner Situation bin ich zu 90 Prozent zufrieden.

Ich wurde mit einem verkürzten rechten Arm geboren. Diese Normabweichung schränkt mich im Alltag kaum ein, sie ist vor allem eine optische Auffälligkeit.

Am Beruf der Soziokulturellen Animatorin gefallen mir die unterschiedlichen Einsatzbereiche im Bereich der Sozialen Arbeit, man kann sein Profil mit zunehmender Berufserfahrung schärfen. Es gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Der Beruf ist in der Schweiz aber immer noch relativ unbekannt. Persönlich fehlen mir die rechtlichen Grundlagen, die im sozialen Bereich je nach Arbeitsstelle relevant sind. 
 
Berufwahl
Es wurde gar nie ein anderer Beruf als das KV für mich in Erwägung gezogen. Das finde ich rückblickend sehr schade, denn als Jugendliche mich haben eigentlich viele Dinge interessiert. Glücklicherweise konnte ich nach der Berufsmatur meinen beruflichen Werdegang selber in die Hand nehmen und meinen Wünschen entsprechend gestalten. 
 
Berufsausbildung 
Während meiner Lehre zur Kauffrau in einem Verwaltungsbetrieb gab es eigentlich kaum Schwierigkeiten zu bewältigen. Im Sportunterricht oder beim Tastaturschreiben gingen die Lehrpersonen individuell und unkompliziert auf meine Anliegen ein.
 
Vereinzelt habe ich eine subtile Form von Sexismus erlebt: Wenn man zum Beispiel als Fachperson an einer Veranstaltung eingeladen ist und dann von einem Mann gefragt wird, wie ich meine Nägel lackiere.
 
Stellensuche
Bei der Stellensuche habe ich meine Behinderung nie als Hinderniss erlebt. Bei Vorstellungsgesprächen wurde immer gefragt, ob ich spezielle Hilfsmittel benötige. Da dies nicht der Fall ist, hat sich das Thema in der Regel dann erledigt.
 
Empfehlungen / Tipps an Gleichbetroffene
Meinen Beruf kann ich Personen mit einer gleichen oder ähnlichen Beeinträchtigung empfehlen. Es gibt keinerlei Einschränkungen, da vieles in Gesprächen, Sitzungen und am PC erledigt wird.
 
Handlungsbedarf 
Sexismus und Diskriminierungen müssen klar benannt werden. Sie sind eine Tatsache.  
Weiter ist mir wichtig, dass frau als Fachperson in ihrem Beruf wahrgenommen wird und nicht auf ihr Geschlecht oder ihre Behinderung reduziert wird.

Infos zum Beruf Soziokulturelle/r Animator/in (Link)

 
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Mit meiner heutigen Situation bin ich zu 70 Prozent zufrieden. «KV» wird häufig in zwei Arbeitsbereiche eingeteilt: Buchhaltung oder administrative Arbeiten. An meiner jetzigen Stelle gibt es zu wenig kreative Tätigkeiten und zu wenig Kundenkontakte. Ich wünsche mir mehr Vielfalt, zum Beispiel Gestaltung/Design, Kundenbetreuung, Eventorganisation, Telefonkurse...

Als Folge einer cerebralen Lähmung bin ich in der Mobilität eingeschränkt und bei der Koordination von Bewegungen.

Berufswahl
Eine Wahl war bei mir nicht wirklich vorhanden. Da ich vom Intellekt her nicht in eine Behindertenwerkstatt passe, war die einzige Alternative eine kaufmännische Ausbildung. Berufswünsche hatte ich viele – Kindergärtnerin, Journalistin oder Mitarbeiterin einer Werbeagentur –, jedoch wusste ich auch, dass diese wahrscheinlich Wünsche bleiben, denn ich bin aufgrund einer CP (Diplegie) Rollstuhlfahrerin. Entweder fehlte die Infrastruktur oder dann war’s gesellschaftlich oder beeinträchtigungsmässig undenkbar: 
Kindergärtnerin: Als mir klar wurde, dass man neben der Liebe zu Kindern auch gestalterisch und handwerklich geschickt und zudem auch mobil sein muss, habe ich diesen Wunsch aufgeben. 
Journalistin: Ich bin der Ansicht, dass ich sprachgewandt bin und ein gewisses Schreibtalent habe. Gerade im Journalismus gibt es jedoch eine knallharte Konkurrenz. Auch ist dieser Job mit viel Zeitdruck (=Stress) verbunden, und man sollte Autofahren können. 
Mitarbeiterin einer Werbeagentur: Als Quereinsteigerin ist es schwierig, jedoch nicht unmöglich. Deshalb habe ich schon mal die Grundausbildung für Marketing- und Kommunikationsberuf (MarKom) absolviert. Ich bleibe dran…J.

Berufsausbildung
Durch meine damaligen Lehrer und meine Eltern wurde ich im vorgegebenen Rahmen unterstützt. Da ich mir damals unter «KV» nicht viel vorstellen konnte, halfen sie, mir diesen Beruf schmackhaft zu machen, indem sie mir erklärten, es sei eine gute Basis, danach könne ich immer noch andere Wege einschlagen. Widerstände hatte ich eher mit mir selber. Da ich schon immer wusste, was ich will, war es für mich teilweise doch sehr schwierig, in diese eine Schiene «gequetscht» zu werden.

Die Lehre habe ich in der Stiftung Rossfeld in Bern absolviert, einer der wenigen Orte, die den eidgenössisch anerkannten KV-Abschluss anbieten. Den Unterricht schätzte ich. Dieser wurde auf hohem Niveau vermittelt, teilweise auf Maturastufe. Weniger gefiel mir, dass ich unter der Woche in einem Internat leben musste, da ich ursprünglich aus der Innerschweiz bin. All das viele Schulwissen, das mir vermittelt wurde, habe ich mir in etwa so vorgestellt. Bei den praktischen Tätigkeiten hingegen hatte ich mir mehr erhofft.
Da ich vor der Lehre grösstenteils in Sonderschulen war, hatte ich im Rossfeld einiges an Schulstoff nachzuholen. Das war teilweise schwierig. Ich habe es geschafft, indem ich besonders am Anfang viel Zeit mit Lernen und Aufholen verbrachte.
 
Stellensuche
Gerade im KV-Bereich können Spontanbewerbungen ein guter Weg sein. Da Angebot und Nachfrage gleichermassen vorhanden sind, steigen so die Chancen auf einen geeigneten Job – meiner Erfahrung nach. Zur Sicherheit sollte man jedoch auf der Webseite der Firma nachsehen, ob Spontanbewerbungen erwünscht sind oder nicht. Wenn nichts steht, lohnt sich ein Versuch. Generell stehen die Chancen gut, wenn man einen Abschluss vorweisen kann und bereit ist, Neues zu wagen und sich stets weiter zu entwickeln.
 
Empfehlungen / Tipps an Gleichbetroffene
Ob ich die KV-Ausbildung weiterempfehlen würde, kann ich so nicht sagen. Es kommt sehr darauf an, wer man ist und was man sich am Arbeitsplatz wünscht. Ich hätte gerne früher gewusst, ob das KV mir als Person überhaupt entspricht und hätte gerne selbst wählen wollen. Wer im KV-Bereich tätig sein will, sollte gerne am PC arbeiten wollen. Man sollte sowohl die PC-Anwendungen kennen als auch bei den Neuerungen immer am Ball bleiben. Eine weitere Anforderung ist natürlich, dass der Arbeitgeber den Arbeitsplatz barrierefrei anbietet (Lift, Rampe, etc.).


Infos zum Beruf Kauffrau/Kaufmann EFZ (Link)

Infos zum Beruf Texter/in (Link)
Siehe auch unter Kommunikationsberufe.
 
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